Cool, durchdacht und anders ist vieles im Hotel Papa Rhein, wie der anonyme Hoteltest zeigt. In puncto Wellness und Welcoming könnte im 114-Zimmer-Hotel jedoch noch etwas Herzblut draufgelegt werden.
Was ist der Tophotel-Hoteltest?
Konstruktiv Potenziale heben – das ist das Motto des neuen Tophotel-Hoteltests, der aus zwei Elementen besteht: Im ersten besucht die Redaktion anonym das ausgewählte Haus und testet es nach klar definierten Kriterien. Anschließend ordnet ein erfahrener Consultant, der sowohl Hotelier als auch Berater sein muss, die Ergebnisse ein und reflektiert konstruktiv, wie sich ein noch besseres Ergebnis erzielen ließe.
Hoteltest Papa Rhein: Reservierung
Wir buchen rund zwei Wochen vor Anreise direkt auf der Hotelwebseite. Der Buchungsprozess ist intuitiv. Wir werden auf die Bestpreisgarantie hingewiesen, was uns der Blick auf Booking.de sowie ein eingeblendetes Preisvergleichsfenster bestätigen. Wir entscheiden uns für die River Front Minisuite Spa. Versprochen wird Kreuzfahrt-Feeling mit Panorama-Rheinblick und Balkon.
Weitere Extras können wir dazu buchen: Vom Reiseschutz (10 Euro) über einen Obstteller (20 Euro) bis zur Reservierung im „Bootshaus by Nils Henkel“. Wir entscheiden uns für Letzteres und reservieren ein Drei-Gänge-Menü für den Anreiseabend. Dies ist als unverbindliche Anfrage mit der Buchung möglich. Unverträglichkeiten werden dabei nicht erfragt. Unser Aufenthalt von Freitag bis Sonntag in der Minisuite zur Bollands Bed-&-Breakfast-Rate kostet 429 Euro pro Nacht für zwei Personen. In die Rate sind Frühstücksbuffet, Spa-Nutzung, Parkplatz und WLAN inkludiert. Das Bootshaus-Menü kostet 69 Euro pro Person.
Hoteltest: sehr gut
Beginn der Guest Journey
Nach der Online-Buchung erhalten wir umgehend die Reservierungsbestätigung per E-Mail. Wir werden mit „Ahoi“ und „per Du“ gegrüßt – das ist Konzept, wie wir bereits auf der Webseite erfahren haben. In der Mail sind unsere gebuchten Leistungen noch einmal im Detail aufgelistet, außerdem Zusatzinformationen zu den verschiedenen Restaurantangeboten. Enthalten ist auch ein Link für eine Spa-Buchung. Die „Crew“ freut sich auf unseren Besuch und wünscht eine gute Anreise. Parallel geht die Bestätigung der Bootshaus-Reservierung ein, die ebenfalls allgemeine Hinweise zu den Frühstücks-, Seating-Zeiten und Stornierungsbedingungen enthält.
Wir klicken uns direkt auf die My-Spa-Seite, wo wir zwischen Arrangements, Massage- und Kosmetikangeboten wählen können. Die Wahl fällt auf eine Lomi-Lomi-Nui-Massage à 80 Minuten für 149 Euro. Um die Buchung mit Tag und Uhrzeit abschließen zu können, muss man sich leider registrieren. Die angekündigte Bestätigungsmail kommt nicht, auch am nächsten Tag ist nichts im Postfach. Wir greifen zum Telefonhörer, erreichen sofort eine Spa-Mitarbeiterin. Sie hat keine Erklärung, warum die Onlinebuchung nicht funktioniert hat, nimmt aber unseren Massagewunsch für Sonntag entgegen und bietet einen Termin an. Weitere Nachfragen stellt sie nicht, alles läuft unkompliziert und per Du.
Drei Tage vor Reiseantritt erinnert eine Nachricht vom Hotel, dass es nur noch wenige Tage bis zu unserem Aufenthalt sind. Auch werden wir noch einmal darauf hingewiesen, Dinner- und Wellness-Termine frühzeitig zu reservieren...
Hoteltest: gut
Homepage & Social Media
Die Homepage vermittelt Sommer-, Strand- und Party-Feeling: Videosequenzen ziehen sofort ins Geschehen und machen Lust auf mehr. Wir erwarten ein junges Hotelkonzept für eine ebensolche Klientel. Im Hauptmenü finden sich die Reiter „Hotel“, „Spa“, „Gastro“, „Bingen“ und „Events“. Beim Durchklicken erfahren wir viele Details rund ums Hotel, die Crew, die Angebote, Events und die Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung. Buchungsoptionen sind prominent sowohl am oberen wie unteren Bildschirmrand platziert, dazu ein Button, der direkt zum Veranstaltungskalender führt, und ein weiterer, der ins Gutschein-Menü verlinkt.
Das Hotel ist auf Social Media aktiv und bespielt sowohl Instagram (18,7 Tsd. Follower) als auch Facebook (10.638 Follower) mit zielgruppenspezifischen Angeboten, News und Insights. Das Ganze ist teils etwas werblich und könnte eine persönlichere Note vertragen. Die Bildsprache passt zum Beach-Vibes-Konzept. Einen Linkedin-Auftritt finden wir nicht. Auf der Webseite gibt es jedoch eine Job-Rubrik mit offenen Stellen.
Hoteltest: gut

Lage & Mobilität
Das Papa Rhein befindet sich in Bingen am Rhein, direkt neben der Hafeneinfahrt und dem Fähranleger Bingen-Rüdesheim. Die Region ist bekannt für ihre historische Burgenvielfalt, diverse Rad- und Wanderwege sowie die Wein- und Genusskultur des Rheingaus und das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal.
Die Anfahrt mit dem Auto verläuft unkompliziert. Der nächste Bahnhof „Bingen Stadt“ ist fußläufig nur zehn Minuten, der Hauptbahnhof Bingen selbst drei Kilometer vom Hotel entfernt. Während unseres Aufenthalts besteht die Möglichkeit, Fahrräder und E-Bikes auszuleihen.
Hoteltest: sehr gut
Hoteltest Papa Rhein: Check-in
Wir kommen erst gegen 20 Uhr im Hotel an und parken auf einem beschrankten Parkplatz auf der Hotelrückseite. An der Rezeption ist viel los, mit uns warten sechs weitere Gäste. Wir entdecken ein Tablett mit Handtüchern und bedienen uns. Die Tücher sind feucht, aber nicht warm. Ein junger Rezeptionist empfängt uns freundlich „per Du“ und checkt uns unkompliziert ein. Auf das Duz-Konzept weist er nicht weiter hin, auch spricht er uns nicht namentlich an. Er fragt, ob wir gut hergekommen sind, entwertet unsere Parkkarte, da wir als Gäste kostenlos parken können, und „spult“ anschließend die wichtigsten Hotelinfos – Frühstückszeiten, WLAN etc. – herunter.
Wir werden informiert, dass es für Suiten-Gäste nicht nur möglich ist, im Bootshaus zu frühstücken, sondern auch auf der Dachterrasse („Lido-Deck“). Wir fragen nach dem Spa und bekommen kurz dessen Lage erläutert, mehr nicht. Den Empfang empfinden wir als etwas farblos und nicht wirklich präsent. Analog zum jung-dynamischen Webauftritt hätten wir etwas mehr Esprit erwartet. Wir nehmen den Aufzug, der etwas unangenehm riecht.
Hoteltest: gut
Zimmer
Unser Doppelzimmer mit Balkon wirkt kompakt und bis in die letzte Ecke ausgenutzt. Einem kleinen Flur mit zwei Schränken und Wandspiegel folgt ein Wohn- und Schlafbereich mit freistehendem Bett und freistehender Badewanne. Auf dem Schreibtisch steht zur Begrüßung eine Wasserflasche mit zwei Gläsern und eine Karte mit einem Bild der drei Gastgeberinnen.
Das Doppelbett ist zur Balkontür ausgerichtet – der Ausblick auf den Rhein einmalig. Auf dem Eckbalkon finden wir eine Schaukelliege, zwei Relax-Stühle und einen Beistellhocker. Zur weiteren Zimmerausstattung gehören zwei Sessel, Kaffeetisch, Fußhocker, eine Illy Kaffeemaschine mit vier Kapseln zur Wahl, TV, Telefon, Bluetooth-Speaker, Bademäntel, Wellnesskorbtasche mit Slippern, Minibar (Erstbefüllung inklusive) und ein Safe. Die Zimmereinrichtung im Hampton-Island-Look und hellen Naturfarben ist gemütlich: Möbel von Rivièra Maison, dazu geölter Eiche-Naturholzboden. Ein zweites bodentiefes Fenster sorgt zusätzlich für Licht. Die Badewanne im Zimmer erscheint uns unnötig, zumal sie viel Platz einnimmt.
Das Doppelbett hat eine angenehme Größe und ist mit zwei separaten Matratzen und Decken, zwei großen und zwei schmalen, flachen Kopfkissen ausgestattet. Dazu gibt es einen Flyer, der auf die spezielle Airfect-Bettwäsche hinweist, die wir zum Sonderpreis im Hotelshop erwerben können. Leider ist der Durchgang neben dem Bett ist etwas beengt, vor allem rechterhand müssen wir uns schon wirklich dünn machen. Gleiches gilt für den Flur, wenn dort alle Schrank- und Badezimmertüren offenstehen. Die Matratzen sind von angenehmer Stärke, die Bettdecke sommerdick, die Klimaanlage nicht zu laut. Auf jeder Bettseite gibt es Leselampen, den Schalter müssen wir kurz suchen. Da sich die Minibar im Kleiderschrank befindet, herrscht dort etwas Hitzestau. Gut: die Schranktiefe ermöglicht, einen Koffer liegend geöffnet zu lagern.
Dafür, dass das Hotel bereits seit 2020 am Start ist, sind die Abnutzungsspuren im Zimmer gering, lediglich ein paar Flecken auf dem Holzfußboden fallen auf. Die Fenster sind wie beworben schalldicht, eine passive Frischluftzufuhr und Kühlung sorgen für angenehmes Raumklima. Für Gäste, die es komplett dunkel mögen, gibt es Blackout-Vorhänge.
Hoteltest: sehr gut
Hoteltest Papa Rhein: Badezimmer
Bad und Toilette sind getrennt. Von Bodylotion und Handseife – alles vegan – bis hin zu Kosmetiktüchern, -spiegel und Fön ist alles vorhanden. Der Spiegel über dem Waschbecken ist als Flügelfenster gestaltet, das sich zum Wohn- und Schlafraum hin öffnen lässt. Ablageflächen gibt es rund um das Waschbecken und auf dem kleinen Fenstersims, hätten aber noch umfangreicher ausfallen können. Auch ist die Ablage in der Dusche bereits vollständig mit Bodywash- und Shampoo-Spendern belegt.
Die Toilette ist etwas hellhörig, und beim ersten Toilettengang macht sich die Klopapierrolle selbstständig, da die Halterung wackelt und nach unten kippt. Dazu weisen die Metrofliesen in der Dusche mehrere kleinere Absplitterungen auf.
Hoteltest: gut
Hygienekonzept & Housekeeping
Das Hotel wirkt sauber und gepflegt. Im Restaurant- und Barbereich ist auch tagsüber immer wieder eine Putzkraft zu sehen. Die Zimmerreinigung erfolgt unsichtbar in unserer Abwesenheit. Das Ergebnis gibt kaum Grund zur Beanstandung, zumal das detailverliebte Interieur die Arbeit sicher nicht einfacher macht. Das fremde Haar in der Türecke der Toilette ist aber noch da.
Hoteltest: sehr gut
Hoteltest Papa Rhein: Front Office
Samstagmittag beschließen wir spontan, für abends im Lido Restaurant auf der Dachterrasse zu reservieren. An der Rezeption heißt es, dass schon ausgebucht sei. Erst auf Nachfrage wird das Bootshaus als Alternative genannt, allerdings ist dort nur fürs erste Seating (17:30 Uhr) noch etwas frei, wird uns vermittelt. Ein andermal fragen wir an der Rezeption wegen der herumtobenden Kinder im Indoorpool nach. Die Mitarbeiterin verweist auf die Spa-Zeiten für Kinder: in Begleitung täglich bis 16.30 Uhr. Sie verspricht aber, unsere Kritik weiterzugeben.
Allgemein fühlen wir uns an der Rezeption nicht immer gleich wahrgenommen und auf Augenhöhe umsorgt. Check-in wie auch Check-out verlaufen gleichwohl unkompliziert und flott, dennoch hätten wir uns bei Begrüßung und Abschied etwas mehr Gastgeberfreude gewünscht.
Hoteltest: gut
Spa & Massage
Da sich das Hotel auf der Webseite als Rückzugsort für Ruhesuchende beschreibt, freuen wir uns am Samstag nach dem Frühstück darauf, am Pool auf dem Lido-Deck zu relaxen. Dort ist jedoch schon reichlich Betrieb, vor allem Kleinkinder tummeln sich im Wasser und am Beckenrand. Alle Daybeds und Liegen sind belegt, der Pool selbst wirkt zudem kleiner als erwartet und ist nicht zum Schwimmen geeignet. Enttäuscht beschließen wir, erst einmal das „Hafen Spa“ im Untergeschoss mit Indoorpool (15 Meter Länge), finnischer Sauna, Biosauna, Dampfbad, Rasulbad, Spa Cinema, Ruheräumen und Fitness-Studio by Technogym zu erkunden und gleich einen Massage-Termin für die Begleitperson auszumachen.

Der Wellnessbereich ist wirklich schön gestaltet, der Poolbereich weniger frequentiert, zudem gibt es einen Außenbereich. Es gibt Wasser, Tee und getrocknetes Obst. Wir ergattern zwei Liegen im Schatten. Die Freude ist von kurzer Dauer, da die Sonne bald im Zenit steht, es auf Nachfrage aber keine weiteren Sonnenschirme gibt. Auch tollen inzwischen zahlreiche Kinder im Indoorpool herum, sodass wir einen zweiten Versuch auf dem Lido-Deck wagen. Das ist noch immer gut besucht, aber etwas ruhiger – und zwei Liegen unter einem Sonnensegel frei. Es weht ein angenehmes Lüftchen, und an der Selbstbedienungsbar mixt ein freundlicher Barkeeper Drinks.
Am Sonntagnachmittag stehen die Massagetermine an. Zur Lomi-Lomi-Nui-Massage erscheint die Masseurin zehn Minuten verspätet. Sie informiert über die Hintergründe der Massagetechnik, fragt nach Allergien oder Beschwerden. Anfangs sind ihre Hände etwas kalt, auch ihre Fingernägel sind mehrfach zu spüren. Nach der Massage wird ein Dampfbad empfohlen, zwei große Handtücher liegen parat. Der Gast soll langsam machen, die Masseurin erwartet ihn an der Rezeption. Als er dort erscheint, fragt sie irritiert nach seinen Sachen, verweist auf die Umkleide, bringt einen Korb und drängt, die Kleidung in die Korbtasche zu packen und alles im Spind der Umkleide zu deponieren. Der ist sehr eng, die Tasche kaum reinzubekommen.
Die Duschen beim Dampfbad sind frei einsehbar. Auf Nachfrage an der Spa-Rezeption erfährt man, dass man auch in der Umkleide duschen kann. Dort herrscht Chaos: Auf dem Wäschekorb türmen sich Handtücher, es liegen Spa-Slipper herum. Die Dusche verfügt weder über Handtuchhaken noch Ablagefläche.
Der Massage-Termin der Reisebegleitung, eine klassische Massage, verläuft pünktlich und entspannt – ohne Gedrängel. Auf Rückenprobleme wird eingegangen.
Hoteltest: befriedigend
Frühstück
Frühstückszeit ist von 7 bis 11 Uhr. Als Suite-Gäste nutzen wir die Möglichkeit, auf dem Lido-Deck zu frühstücken. Wir können zwischen zwei Terrassen – die eine sonniger, die andere schattiger – wählen oder auch drinnen Platz nehmen. Wir entscheiden uns an beiden Tagen für die Terrasse und suchen uns einen Tisch, nach der Zimmernummer fragt niemand. Der Blick auf den Rhein ist einmalig, das Buffet lässt kaum Wünsche offen. Geboten wird ein Mix aus regionalen Klassikern und internationalen Spezialitäten. Es gibt hausgemachte Marmeladen, Brot und Brötchen vom Landbäcker, frisches Obst und Gemüse, viele Dips und einen „Smoothie of the Day“. Akzente setzen Guacamole, Hummus oder ein Wasabi-Dip, auch Sekt ist verfügbar. Alles ist hübsch dekoriert, teils in Schälchen arrangiert und ausgeschildert, auch wenn hier und da eine Auszeichnung fehlt. Der offene Senf hat kurz vor 11 Uhr schon eine Schicht angesetzt. Am nächsten Tag ist das Buffet ein wenig anders arrangiert, statt warmer Pancakes gibt es diesmal warme Weißwürste.
Am ersten Tag ist der Service zeitnah bei uns, fragt nach Kaffeewünschen und ob wir eine frische Eierspeise – Spiegelei oder Omelett – möchten. Auf Rückfrage erfahren wir, dass das Omelett mit weiteren Zutaten wie Käse etc. kombinierbar ist, serviert wird es perfekt. Leider sind und bleiben kurz nach 10 Uhr schon Bircher Müsli, Croissants und Pancakes aus. Beim O-Saft kommt auf Nachfrage Nachschub. Bereits 10:45 Uhr werden wir darauf hingewiesen, dass um 11 Uhr das Buffet geräumt wird. Am zweiten Tag ist mehr los. Auf Nachfrage erfahren wir, dass das Lido-Deck bei höherer Belegung auch für Nicht-Suiten-Gäste geöffnet wird. Soviel zur Exklusivität. Heute dauert es etwas länger, bis uns der Service wahrnimmt.
Der Frühstückschef ist an beiden Tagen präsent und gut auf Zack – so hatten wir das erwartet. Eine weitere Servicekraft fragt immer wieder freundlich nach, räumt nicht mehr benötigtes Geschirr ab, kommt in Sachen Munterkeit aber nicht an ihren Chef heran.
Hoteltest: gut
Sicherheit
Lobby und Rezeption sind videoüberwacht. Das macht Sinn, da sie gerade abends nicht immer besetzt war. Der Fahrstuhl ist frei zugänglich, es braucht keine Zimmerkarte, um in die oberen Etagen zu kommen. Das liegt wohl daran, dass das Lido Restaurant auf dem Dach auch externen Gästen offensteht. Laut Hinweis auf der Keyholder-Card gibt es einen Nachteingang, der sich mit der Zimmerkarte öffnen lässt. Während unseres Aufenthalts war der Haupteingang aber auch nach Mitternacht immer noch geöffnet. Auch hätten wir vom Außenzugang der Promenade jederzeit über den Terrassenzugang der Bar ins Hotel gelangen können. Während unseres Aufenthalts lagen in der Lobby Listen aus, auf denen sich die Gäste für die Yoga-, Meditations- und Pilates-Kurse mit Namen und Zimmernummer eintragen konnten. Aus Datenschutzaspekten fanden wir das etwas irritierend. Das WLAN war ungesichert.
Hoteltest: befriedigend
Hoteltest Papa Rhein: Restaurants
Wir haben am Freitag für das 20-Uhr-Seating im Bootshaus reserviert. Von der Rezeption gelangen wir an der Bar vorbei zum Restaurant. Das Interior vermittelt Strandhaus-Feeling – mit Altholzmöbeln, hellen Leinenstoffen und Lederstühlen im Shabby-Look. Am Counter weist ein Schild darauf hin, dass wir platziert werden, es dauert jedoch, bis uns die etwas hektisch wirkende Restaurantchefin wahrnimmt und zu einem schönen Platz am vordersten Terrassenrand bringt. Die Terrasse ist voll, im Restaurant selbst eine größere Gesellschaft zugegen. Das Küchenkonzept von Nils Henkel sieht Dienstag bis Sonntag ein täglich wechselndes Drei-Gänge-Menü vor. Auf der Karte stehen maritime Gerichte, modern interpretierte Bistro-Klassiker und so manches Gemüsegericht aus Henkels Pure-Nature-Küche. Pro Gang gibt es je zwei bis drei Alternativen.

Der Service läuft nicht ganz rund. Der Aperitif kommt schnell, dazu ein Kuvert mit Brot und Buttermousse, die uns nicht begeistert, beim hellen Brot fehlt das Salz. Bei der Getränkewahl bitten wir den Kellner um eine Weinempfehlung, der er jedoch nicht souverän zu begegnen vermag. Dass es regionalen Wein und eine Hausmarke gibt, finden wir gut. Insgesamt sind uns die Empfehlungen, die wir auf Nachfrage auch probieren dürfen, jedoch zu säurelastig, sodass die versprochene Symbiose aus Wein und Speise an diesem Tag nicht gehalten wird. Während der Weinbestellung ist der Kellner auf einmal mit seiner Aufmerksamkeit bei einer fehlgeleiteten Bestellung ein paar Tische weiter, nimmt uns nur noch halb wahr und eilt erst mal davon. Kurz später erscheint die Restaurantchefin, um uns mitzuteilen, dass der Knurrhahn leider aus sei. Als Alternative empfiehlt sie Zander. Die servierten Kreationen gefallen uns mit ihrer Filigranität und Kreativität und halten auch geschmacklich, was sie versprechen. Preis und Leistung stimmen. Wir genießen das Essen, dezente Live-Musik und den Sonnenuntergang mit Rheinblick.
Das 17:30-Seating am Samstagabend findet auf der anderen Terrassenseite statt. Am Counter gibt es keine Begrüßung. Die Restaurantchefin ist anwesend, aber nicht zuständig, und so werden wir von einer anderen Servicekraft platziert. Wider Erwarten ist das Restaurant nicht komplett ausgebucht, sodass wir uns fragen, warum es so schwierig war, noch einen Platz zu bekommen. Wir freuen uns über den Menü-Wechsel – Bootshaus-Salat und Käseplatte sind indes gleichgeblieben, ebenso das Brot-Kuvert – heute mit Geschmack. Den Wein suchen wir diesmal selbst aus und sind mit unserer Wahl zufriedener, dazu bestellen wir das Hauswasser, das wir bereits am Vorabend am Nachbartisch entdeckt haben, das uns aber nicht angeboten wurde. Das Menü ist wieder superb.
Der Service ist heute etwas mehr auf Zack, aber auch nicht überragend. Wir ordern den Wein zur Vorspeise, doch das wird nicht so aufgenommen. Auf Nachfrage kommt der Wein, wenn auch mit Verzögerung. Die Rechnung kommt bereits 19:45 Uhr – ungefragt. Begründung: Das erste Seating ende 20 Uhr und die Terrasse werde für den Essensverkehr geschlossen. Gleichwohl bleibt sie für Bargäste geöffnet, nur dass wir darauf nicht hingewiesen werden – das ist schade.
Am Sonntag kurz vor Abreise beschließen wir, uns noch kurz im Lido Restaurant zu stärken. Der Restaurantleiter macht einen guten Job, zugewandt, aufmerksam und kommunikativ. Er platziert uns auf einen „luftigen“ Platz, da es unter der Markise am Nachmittag doch etwas stickig ist. Die Pizza ist gut, der Käsekuchen eine ordentliche Portion. Gut gestärkt begeben wir uns auf die Heimfahrt.
Hoteltest: gut
Bar & Getränkeservice
Am Samstagabend nehmen wir einen Absacker an der Bar. Die punktet mit Beach-Ambiente und ist gut besucht: Hier können Gäste die Füße in den Sand stecken, auf Schaukelliegen oder in Loungesesseln ihre Cocktails genießen und dabei die Surfbrett-Deko oder das Kanu über dem Tresen bewundern. Die Schaukelstühle direkt an der Bar sind witzig und angenehm zum Sitzen. Barkeeper Amir ist mit seinem Team auf Zack, erfüllt unsere Sonderwünsche mit einem Lächeln, serviert zur Begrüßung einen leckeren Erdbeer-Margarita-Shot. Wir testen den Papa Rhein Signature und eine Pina Colada, auf Wunsch mit weniger Ananassaft. Da wir auf anderen Tischen Barfood sehen, fragen wir nach. Die Snacks gibt es umsonst dazu und wir haben die Wahl: Erdnussflips, Erdnüsse oder Popcorn? Als wir später bezahlen, werden wir gefragt, ob wir noch Knabbereien mit aufs Zimmer nehmen wollen – ein netter Zug.
Hoteltest: sehr gut
Instagrammability
Im Papa Rhein wird schnell klar, dass in Sachen Instagrammability wenig dem Zufall überlassen wurde. Dank des Interior-Konzepts finden sich nicht nur motivstarke Themen wie Vintage Style und Coastal Design mit Bedacht inszeniert, was sich in den Sozialen Medien entsprechen hashtaggen lässt. Auch wurden diverse Fotospots geschaffen: Angefangen vom XXL-Stuhl vor dem Hotel und der Kletterwand an der Fassade, über den Dachterrassen-Pool mit seinen Daybeds bis hin zum Spiegel mit der Aufschrift „Ich war hier! #ohnefotozähltsnicht“ in der Bar. Ein gut frequentierter Fotospot war auch der mintfarbende VW-Bulli vorm Hotel, und Foodies kommen nicht zuletzt bei den Kreationen aus der Küche von Nils Henkel auf ihre Kosten. Der Standort mit Rheinblick tut ein Übriges.
Hoteltest: sehr gut
Hoteltest Papa Rhein: Workation
Das WLAN funktioniert, und ein kleiner Schreibtisch mit Stuhl ist in unserer Suite vorhanden, wenn auch etwas vollgestellt mit Telefon, Bluetooth-Speaker und Lampe. Doch für die Arbeit mit dem Laptop könnten wir auch das Bett oder den Balkon nutzen. Ruhe ist gegeben, da wir weder aus dem Nachbarzimmer etwas mitbekommen noch zuschlagende Hoteltüren vernehmen. Im Restaurantbereich im Erdgeschoss gibt es außerdem zahlreiche Nischen und Sitzgelegenheiten, in die wir uns zum Mails checken zurückziehen könnten. Die gastronomischen Outlets sorgen von früh bis spät für kulinarische Versorgung. Die Gästeklientel des Hotels besteht vorrangig aus Feriengästen, Freundesgruppen und Kurzurlaubern, insofern geht es hier und da etwas quirliger zu. Wir können uns das Hotel für eine kurze Workation aber durchaus einmal vorstellen.
Hoteltest: gut
Check-out
Beim Check-out Sonntag, 11 Uhr, sind drei Frontoffice-Mitarbeiter vor Ort, sodass wir nicht warten müssen. Unsere Rezeptionistin ist sehr bemüht und freundlich, obwohl wir es mit unseren geteilten Rechnungen etwas komplizierter als nötig machen. Der Geräuschpegel ist etwas laut, wenn alle Mitarbeiter gleichzeitig im Gespräch sind. Dass wir nicht gleich abreisen – unsere Massage-Termine stehen noch an – ist kein Problem. Wir können unsere Koffer in einem videoüberwachten Abstellraum mit Glastür deponieren. Auch die Abholung, begleitet von einem freundlichen Mitarbeiter, läuft unkompliziert. Er wünscht uns eine gute Heimreise und auf Wiedersehen.
Hoteltest: gut
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit liegt den Hotelmachern am Herzen. Das wird sogar mit einem eigenen Menüpunkt auf der Webseite zum Ausdruck gebracht. Das Hotel ist seit 2022 mit dem Greensign-Zertifikat Level 4 (von 5) ausgezeichnet, die nachhaltige Ausrichtung schließt Regionalität, Mobilität und soziale Verantwortung mit ein. Alle Maßnahmen sind im Detail aufgelistet: Vom Energieeffizienz-Standard KFW 70 bis zu den umweltfreundlichen Baumaterialen. Von der Fünf-Euro-Rabattkarte, die Gäste zum Verzicht auf die Zimmerreinigung angeregt, bis zur Fly-&-Help-Suite, mit der das Hotel die Hilfsprojekte der Reiner Meutsch Stiftung Fly & Help unterstützt, darunter den Bau einer Schule in Ruanda. Bei der Anreise legt man uns ans Herz, dies emissionsarm mit der Bahn zu tun. Ferner stehen den Gästen drei E-Ladesäulen zur Verfügung. Die Beleuchtung ist zu 100 Prozent LED, dennoch finden wir es irritierend, dass an einem Sommertag morgens, 11 Uhr, auf der Frühstücksterrasse noch die Lampen brennen, ebenso wie in der tageslichthellen Lobby.
Hoteltest: sehr gut
Weitere Guest Journey
Zwei Tage nach Abreise erhalten wir eine Mail, in der sich die Crew für unseren Besuch bedankt. Wir erfahren, dass es einen Papa Rhein Club gibt, bei dem wir uns anmelden können, um Treuepunkte zu sammeln, die wir dann für den nächsten Urlaub im Hotel verwenden können. Außerdem können wir mit der Abgabe einer Google-Bewertung an einem Gewinnspiel teilnehmen, das eine Übernachtung für zwei Personen in Aussicht stellt.
Hoteltest: sehr gut
Hoteltest Papa Rhein: Gesamteindruck
Mit dem Papa Rhein als jüngstem „Heimatzeithotel“ ist der Inhaberfamilie Bolland definitiv ein Haus gelungen, das Spaß macht und den Standort Bingen aufwertet: Es gibt ungemein viel zu entdecken, und es steckt jede Menge Liebe im Detail – von den frischen Blumen über die Insta-Spots bis hin zum Sand an der Bar. Selbst bei schlechtem Wetter herrscht hier Strandfeeling. I-Tüpfelchen sind der Standort, der fast aus jeder Ecke des Hotels Rheinblick bietet, und der Kulinarik-Coup mit Spitzenkoch Nils Henkel. Auch in Sachen Merchandising lässt das Hotel nichts anbrennen. Bereits neben der Rezeption grüßt ein Bildschirm, der Bettwäsche, die Gewürzserie von Nils Henkel und die Produkte von Rivièra Maison bewirbt. Eigentlich ganz clever, doch für unseren Geschmack hier und da doch etwas zu viel.
Angesichts des hippen Konzepts erstaunt, dass die als „erfrischend locker“ beworbene junge Crew nicht immer ganz mithalten kann. Es ist auffällig, dass wir nicht so oft gegrüßt oder einfach mal nur freundlich angelächelt werden. Der Service wirkt an manchen Stellen etwas gestresst und mehr mit der Eigenorganisation beschäftigt. Dadurch blieben Freundlichkeit und authentische Herzlichkeit leider etwas auf der Strecke. Natürlich gilt: Unsere Momentaufnahme setzt sich aus Fakten und subjektiven Empfindungen zusammen. Wer nach Fehlern sucht, wird dort immer welche finden, wo Menschen arbeiten. Die Personalsituation im Gastgewerbe ist bekannt, und sicher hat hier auch das Papa Rhein zu kämpfen.
Ein weiterer Knackpunkt war für uns der Wellnessbereich. Wer Ruhe sucht, wird hier sicher nicht glücklich, da nicht nur Familien, sondern auch Day-Spa-Besucher für Trubel sorgen. Mit dem Wissen von jetzt wüssten wir uns darauf einzurichten und könnten uns dennoch vorstellen, das Hotel für eine kleine Auszeit erneut zu besuchen.
Hoteltest: sehr gut