Das Hotel Post Bezau im Bregenzerwald wird von Naturkosmetik-Pionierin Susanne Kaufmann in fünfter Generation betrieben. Tophotel testete das Haus in einem anonymen Hoteltest und stieß auf herzliche Gastfreundschaft und gelebte Work-Life-Balance. Abzüge gab es fast nur bei der Guest Journey.
Was ist der Tophotel-Hoteltest?
Konstruktiv Potenziale heben – das ist das Motto des neuen Tophotel-Hoteltests, der aus zwei Elementen besteht: Im ersten besucht die Redaktion anonym das ausgewählte Haus und testet es nach klar definierten Kriterien. Anschließend ordnet ein erfahrener Consultant, der sowohl Hotelier als auch Berater sein muss, die Ergebnisse ein und reflektiert konstruktiv, wie sich ein noch besseres Ergebnis erzielen ließe.
Hoteltest Post Bezau: Reservierung
Für den Hoteltest in Post Bezau Wir informieren uns zwei Wochen vor Anreise telefonisch über die Buchungsmöglichkeiten. Fest steht: Wir möchten Freitag bis Sonntag im Hotel verbringen. Auf der Homepage haben wir bereits Zimmerkategorien und Pakete gesichtet, ein paar Details bedürfen aber noch der Klärung. Vor allem da die Buchungsoption auf Sonntag an keinem Wochenende online möglich ist.
Beim Anruf im Hotel erläutert uns die freundliche Stimme am anderen Ende der Leitung die verschiedenen Zimmerkategorien und bietet uns ein passendes Paket an. Vollpension ist demnach immer im Preis enthalten. Die Übernachtung auf Sonntag ist auch kein Problem. Da das Hotel an diesem Tag seinem Team aber eine Auszeit gönnt, werden wir darauf hingewiesen, dass der Check-out bis 12 Uhr erfolgen muss. Auch das Spa und alle weiteren Räumlichkeiten seien dann ab Mittag geschlossen. Einen Tag später buchen wir bei einer anderen Person telefonisch ein Doppelzimmer. Das Arrangement von Freitag bis Sonntag – Doppelzimmer inklusive Vollpension – kostet 467 Euro pro Tag für zwei Personen.
Hoteltest: gut
Beginn der Guest Journey
Nach unserem Telefonat folgt direkt per E-Mail die persönliche, übersichtliche Buchungsbestätigung. Alle Leistungen sind noch einmal im Detail aufgelistet. Darin ist wie besprochen auch der Link zum Spa-Menü enthalten, sodass wir in Ruhe Treatments auswählen und diese noch vor Reiseantritt buchen können. Außerdem wird die Vollpension erläutert sowie der Hinweis auf die kalorienreduzierte „Detox Küche“ des Hauses gegeben. Die dritte Option „Weight Management Cuisine“, die auf der Homepage genannt wird, findet in der E-Mail keine Erwähnung.
Wir mailen unsere Treatment-Wünsche am folgenden Tag: ein dreiteiliges Signature Treatment sowie eine Ganzkörpermassage und ein Facial. Die Antwort: Die Spa-Wünsche wurden an das Spa-Team weitergegeben. Da uns keine Uhrzeiten genannt werden, telefonieren wir noch einmal hinterher, um zu fragen, wann unsere Treatments stattfinden.
Wir werden direkt zur Spa-Rezeption verbunden und dort detailliert beraten, woraufhin wir noch eine Behandlung ändern. Unsere insgesamt fünf Termine für zwei Personen zeitgleich zu legen scheint kein Problem zu sein. Die angekündigte Bestätigungsmail bleibt allerdings vorerst aus. Auf Nachfrage werden uns abweichende Zeiten schriftlich bestätigt. Wir bitten, unsere Behandlungszeiten, sofern möglich, abzustimmen, was dann direkt erfolgt. Vor Reiseantritt erhalten wir keine weitere Nachricht, empfinden dies jedoch auch nicht als Manko, da bereits alles geklärt und schriftlich bestätigt wurde.
Hoteltest: befriedigend
Homepage & Social Media
Die Post in Bezau ist auf Social Media aktiv und bespielt sowohl den Instagram (10,4 Tsd. Follower) wie auch den Facebook-Account (3,5 Tsd. Follower) regelmäßig und mit zielgruppenspezifischen Inhalten. Als Follower bleibt man damit up-to-date, erfährt von News und anstehenden Retreats. In den Story-Highlights wird die Philosophie des Hauses vermittelt, die Bildsprache passt zum holistischen Wellbeing-Konzept. Über die Shop-Funktion können zudem eigene Produkte wie Suppen und Säfte erworben werden. Der Instagram-Kanal von Susanne Kaufmann (61,7 Tsd. Follower) ist verlinkt. Die bekannten Beauty-Produkte können hier ebenfalls über einen Instagram-Shop sowie Direktverlinkungen in den Posts gekauft werden.

Die Ästhetik der Homepage entspricht dem Haus: cleanes Design, kein Chichi, ansprechende Bilder. Im Menü klicken wir uns durch die Reiter „Angebote“, „Zimmer“, „Spa“, unter dem Punkt „Retreat Hotel“ werden Geschichte und Werte des Hauses dargelegt. Der Punkt „Ernährung“ könnte übersichtlicher gestaltet werden und ein Update vertragen. Die Philosophie der Küche wird zwar erläutert, das kulinarische Konzept aber nicht ganz klar. Was genau serviert wird, ob es Alternativen für Vegetarier oder Veganer gibt, wird hier nicht geklärt. Klickt man weiter, werden die drei Küchen, die alle im einzigen hauseigenen Restaurant serviert werden beschrieben: Die „Post Bezau Cuisine“ die „Detox Cuisine“ und die „Weight Management Cuisine“. Vor Ort stellen wir später fest, dass die beiden Letzteren scheinbar zusammengefasst wurden – zur Auswahl stehen also doch nur zwei Menüs.
Wer über die Homepage buchen möchte, kann dies nur zwischen Montag und Samstag und somit auch nicht wochenübergreifend. Der Grund dafür ist, wie wir telefonisch erfragen, der erklärungsbedürftige „kurze Sonntag“: die Angestellten haben frei, weshalb beispielsweise keine Treatments gebucht werden können und das Spa nur bis mittags geöffnet ist. Tatsächlich bedarf dies einer Vorab-Erläuterung, ein Vermerk auf der Buchungsseite wäre deshalb wünschenswert. Denn: Wer online buchen möchte, bekommt den Eindruck, ein Aufenthalt bis einschließlich Sonntag wäre nicht möglich.
Hoteltest: befriedigend
Hoteltest Post Bezau: Lage & Mobilität
Die Post in Bezau liegt inmitten des gleichnamigen Zweitausendseelen-Örtchens im Bregenzerwald, Österreich. Die Anfahrt mit dem Auto gestaltet sich entspannt. Für das kurze Autobahnstück in Österreich benötigen wir noch nicht einmal eine Vignette, bevor es die letzten 30 Minuten über eine Landstraße immer tiefer in den Wald geht. Wegen des abgelegenen Standorts ist eine direkte Anreise mit der Bahn nicht möglich, das Hotel unterstützt aber bei der Organisation eines Taxis. Vom Bahnhof bis zur Haustür sind das rund 22 Kilometer Fahrtstrecke.
Hoteltest: gut
Check-in
Wir kommen zeitversetzt im Hotel an und parken jeweils auf dem großen, kostenfreien Hotelparkplatz. An der vollbesetzten Rezeption werden wir aufmerksam empfangen. Unsere Namen reichen aus, Papierkram ist nicht zu erledigen. Ein warmes Tuch sowie eine Tasse Tee werden gereicht. Wir sind etwa drei Stunden zu früh, somit ist unser Zimmer noch nicht bezugsfertig. Stattdessen wird unser Gepäck bei der Rezeption geparkt und wir, auf die Frage, ob wir denn Hunger hätten, zum Mittagessen geführt. Nach einem entspannten Drei-Gänge-Menü werden wir aufs Zimmer begleitet. Auf dem Weg dorthin werden uns die Abläufe sowie das Aktivprogramm erläutert und der Weg ins Spa gezeigt.
Hoteltest: sehr gut
Hygienekonzept & Housekeeping
Das gesamte Haus wirkt sehr gepflegt und aufgeräumt. Das reduzierte Design macht die Arbeit des Reinigungspersonals sicherlich einfacher, auf unserem Zimmer sind dennoch eine Staubschicht auf dem Stehlampenfuß zu finden sowie zwei Haare auf unserem frisch bezogenen Bett. Wir fühlen uns trotzdem wohl, da die Grundsauberkeit stimmt. Als wir am frühen Nachmittag zurück in unser Zimmer kommen, sind die Betten gemacht und die Handtücher ausgewechselt. Der Aschenbecher auf dem Balkon wurde gelehrt, ebenso die Mülleimer und die leere Wasserflasche ausgetauscht. Die öffentlichen Räume wirken allesamt sehr sauber und hygienisch. Die Außenduschen im Wellnessbereich sind leicht grün belegt, was vermutlich dem unbehandelten Holz zuzuschreiben ist.
Hoteltest: gut
Hoteltest Post Bezau: Zimmer
Unser Doppelzimmer wirkt größer als die angegebenen 27 Quadratmeter vermuten ließen. Das liegt offensichtlich am reduzierten Interior und der Frontverglasung mit Blick auf einen geräumigen Balkon. Optisch verlängert sich so der Raum in die unverbaute Natur. Den Look bestimmen ein heller, zeitloser Parkettboden, ein schlichtes Holzbett, Schreibtisch mit Stuhl und ein gemütliches Ledersofa.
Auf dem Zimmer stellen wir fest, dass wir scheinbar ein Upgrade erhalten haben. Denn wir befinden uns in einem der teureren „Samina Detox Sleep Rooms“, die sich einzig durch das Samina-Schlafsystem vom Standardzimmer unterscheiden. Samina berücksichtig laut Hersteller alle wohnbiologischen, bioenergetischen und orthopädischen Anforderungen für eine höchstmögliche Schlafqualität. Ein Lamellenrost aus Esche soll zudem die Regeneration der Wirbelsäule fördern.
Auf dem Doppelbett liegen zwei Decken und zwei Kissen. Auf Wunsch kann ein Kräuterkissen bestellt werden. Auf dekorative Elemente wie Zierkissen oder Tagesdecke wurde verzichtet. Zwei Fußwannen mit extra Handtüchern und Susanne-Kaufmann-Badesalz stehen für ein basisches Fußbad vor dem Schlafengehen bereit. Ein hübsches Holztablett mit großer Wasserflasche und zwei Gläsern wird täglich aufgefüllt. Eine Minibar gibt es nicht, was wir in Anbetracht der bestens ausgestatteten Tee- und Wasserstationen im Haus nicht als Manko werten. Um eine Steckdose zu finden, müssen wir schon gebückt über den Boden robben. Das ist ungewohnt, doch nur konsequent im „Schlafzimmer“ eines Medical Spa, in dem es ums Detoxen geht. Auf technische Gimmicks wurde komplett verzichtet, selbst die Zimmertür schließt mit einem analogen Schlüssel.
Hoteltest: sehr gut

Badezimmer
Im kleinen, schlichten Badezimmer gibt es alles, was man braucht. Zwei Waschbecken, ausreichend Ablagefläche und eine Duschwanne mit Glasfront. Die Mosaikfliesen in Terracotta in Kombination mit dem von oben durch ein Dachfenster hereinfallenden Tageslicht schaffen eine behagliche Atmosphäre. Der Einstieg in die Wanne ist nicht barrierefrei, was für Menschen mit einer Einschränkung zur Herausforderung werden könnte. Die Ausstattung wirkt sehr gepflegt und zeitlos, ist allerdings bestimmt schon einige Jahre im Einsatz. Der Haartrockner beispielsweise hat fast schon Antiquitäten-Status. Das WC befindet sich ebenfalls im Badezimmer, und die Glasschiebetür schließt nicht schalldicht.
Hoteltest: befriedigend
Spa & Massage
Das Spa befindet sich auf mehreren Ebenen, die über kleine Gänge, Brücken oder Wendeltreppen miteinander verbunden sind. Der Zugang ist somit für eingeschränkte oder auch ältere Personen (Schwindel) etwas erschwert. Der 16 Meter lange Innenpool ist ringsum verglast und bietet ausreichend Liegeflächen. Hier befinden sich außerdem eine Sauna und ein Dampfbad.
Nach draußen geht es zu einem Whirlpool, einer Gartensauna sowie dem 36 Grad warmen Sole-Becken auf der Sonnenterrasse. Zwei gemütliche Ruheräume mit Liegen ergänzen das Angebot. Die Duschen werden manuell bedient, so kann man sich in Ruhe die Haare waschen. Produkte von Susanne Kaufmann in Refill-Behältern stehen zur Verfügung. Das Spa ist bestimmt von viel Tageslicht und Frischluft-Exits. Eine große Auswahl an feinen Tees – Kaufmann und Sonnentor – sowie Wasser, Äpfel und Nüsse stehen als Snack-Angebot zwischen den professionellen Saunaaufgüssen bereit.

Der Treatment-Bereich befindet sich im Erdgeschoss und bildet das Herzstück des Hotels. Viel Weiß, Glas, Tageslicht und ein geradliniges Design wirken beruhigend auf alle Sinne. Im Spa-Foyer wird die Linie von Susanne Kaufmann ausgestellt, mit Testern zum Probieren. Getränke und Snacks stehen auch hier bereit.
Am Samstag starten wir zeitgleich mit unseren Behandlungen, einmal die Fußreflexzonenmassage und einmal das „Transformative Signature Treatment“, sprich 80 Minuten Gesichtsbehandlung. Danach fühlen wir uns beide vollkommen erholt. Auch die folgenden Treatments am Sonntag – Gesichtsmassage und Ganzkörpermassage für beide – werden formvollendet durchgeführt. Allen Behandlungen geht ein Anamnesegespräch voraus. Auf unsere individuellen Bedürfnisse wird achtgegeben, was eine professionelle Behandlung auch mit körperlichen Einschränkungen möglich macht. Wir fühlen uns rundum gut aufgehoben und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Eine Ganzkörpermassage, die für den Sonntag gebucht war, beschließen wir am Sonntagmorgen spontan doch lieber etwas später am Tag wahrzunehmen. Eine Hotelmitarbeiterin macht dies möglich, obwohl die Spa-Rezeption noch geschlossen ist. Über unseren Frühstückskellner wird dann sogar noch angeboten, das Treatment der Begleitung zeitlich anzupassen – was wir dankend annehmen.
Hoteltest: sehr gut
Hoteltest Post Bezau: Front Office
Wann immer wir Fragen haben, ist jemand vor Ort, der uns gern hilft. So melden wir uns zur Yogaklasse an und erfahren von den schönsten Laufrouten. Zum Abendessen werden wir immer von einer Frontoffice-Dame – vermutlich der Geschäftsführung – gefragt, wie unser Tag war, ob alles in Ordnung ist. Sowohl Check-in wie auch Check-out verlaufen außerordentlich unkompliziert und flott. Empfang und Abschied fallen sehr herzlich aus.
Hoteltest: sehr gut
Sport & Fitness
Ein breites Aktivprogramm steht in der Post in Bezau allen Gästen kostenfrei zur Verfügung. Zwei bis drei Einheiten, beispielsweise Qigong oder Yoga, aber auch Fachvorträge werden täglich angeboten. Die erste Yogaeinheit des Tages findet in einem traumhaften Raum statt. Wir spähen auch in die anderen Aktivräume: allesamt clean, sthetisch und hell. Bodentiefe Fenster und unbehandeltes Holz schaffen eine Atmosphäre, in der Körper und Geist zur Ruhe kommen können. Der Luxus dieser Räumlichkeiten besteht in den großzügigen Flächen sowie den hochwertigen Naturmaterialien.
Ein Stockwerk tiefer befindet sich das geräumige Fitnessstudio. Auch hier bestimmen große Fenster den Raum, der so auch bei schlechtem Wetter zu einer Bewegungseinheit lockt – und das 24 Stunden am Tag. Moderne Cardiogeräte von Technogym sowie eine Rudermaschine, aber auch Yogamatten, Sprossenwände, Gymnastikbälle, TRX-Bänder und -Ringe stehen Aktivgästen zur Verfügung.
Die schönste Art der Bewegung findet allerdings rund ums Hotel statt. Wer auf direktem Weg den Bach entlang durch Bezau wandert, fühlt sich wie im Auenland. Die Landschaft wirkt unwirklich, das satte Grün ringsum verstärkt den Erholungseffekt. Für längere Wanderungen steigen Gäste in die Nostalgiebahn „Wälderbähnle“, die wenige Gehminuten vor dem Hotel hält. Die historische Lock bringt Wanderer und Ausflügler nach Schwarzenberg.
Hoteltest: sehr gut

Frühstück
Das Frühstück wird von 7 bis 10 Uhr serviert und besteht aus einem ausgewählten À-la-carte-Angebot. Kreationen wie „Goldene Milch“ entsprechen der Philosophie des Hauses und werden von Extras wie verschiedenen Eierspeisen, Käse- und Wurstplatten, aber auch warmem Müsli mit Früchtekompott ergänzt. Am kleinen Buffet stehen verschiedene Brotsorten, Butter, Marmeladen sowie Tees und eine Saftpresse bereit.
Wir werden freundlich in Empfang genommen und nehmen am selben Tisch wie am Vorabend Platz. Das Team, das jeweils in drei Schichten – morgens, mittags, abends – für das leibliche Wohl der Gäste verantwortlich ist, ist auf Zack und versprüht größtenteils gute Laune. Der Kaffee sowie der Espresso überzeugen leider nicht – stattdessen bedienen wir uns an der umfangreichen Tee-Auswahl, dazu gibt es frischen Karotte-Apfel-Ingwer-Saft und einen Sellerie-Shot. Die Eierspeisen sind auf den Punkt. Das knackig-frische Brot muss aus einer echten Bäckerei stammen.
Da das Hotel am Sonntag bereits um 12 Uhr komplett schließt, wird das Frühstück bis 11:30 Uhr ausgedehnt. Durch Zufall erfahren wir am Vorabend von dieser Verlängerung, was den Abreisetag viel gemütlicher macht. Ein schöner Ausklang.
Hoteltest: gut
Hoteltest Post Bezau: Sicherheit
Das Team an der Rezeption ist sehr aufmerksam und begrüßt jeden, der ein- und ausgeht. Ein langer Flur führt zu Treppenhaus und Aufzug, Richtung Zimmer. Auf dem Weg begegnen wir stets einer Kraft vom Housekeeping. Ab 19 Uhr werden die Nebeneingänge zum Gebäude verschlossen, nachts ist auch der Haupteingang zugesperrt. Wer zu späterer Stunde das Hotel verlassen möchte, sollte also seinen Schlüssel dabeihaben, denn nur so gelangt man wieder hinein. Unsere Ausweise wurden bei Ankunft nicht geprüft.
Hoteltest: gut
Restaurant

Nachdem wir, wie erwähnt, am ersten Tag drei Stunden vor Check-in ankommen, nehmen wir das Angebot zum Lunch im Hotelrestaurant dankend an. Da wir weder Lebensmittelallergien noch bestimmte Ernährungsziele vor Anreise angegeben haben, wird uns das Drei-Gänge-Menü serviert, das spontan noch auf eine Unverträglichkeit angepasst wird. Alle Mahlzeiten können nach Wunsch auf Ernährungskonzepte wie vegetarisch, vegan oder kalorienreduziert abgestimmt werden.
Das Kulinarik-Konzept setzt auf Regionales und Saisonales. Daher starten wir mit einer Steckrübensuppe, als Hauptgang wird ein Palmkohleintopf mit Linsen und Senfsaat serviert. Das knackig gegarte Biogemüse ist fein gewürzt und geschmacklich raffinierter als so manches Fleischgericht. Abgerundet wird das gesunde Menü von einem köstlichen Dessert, aus Birne, Crumble und Eis – serviert in einem Kosmetiktiegel der hauseigenen Marke.
Bei der Zimmerbuchung im Hotel Post Bezau ist Vollpension immer inbegriffen. Das Frühstück am nächsten Morgen wie auch das Dinner nehmen wir im selben Restaurant ein. Der freundliche Raum, mit Holzboden, naturbelassenen Holztischen und Stühlen lädt zum Verweilen ein. Auf Tischdecken wird verzichtet, stattdessen gibt es schneeweiße Stoffservietten, Silberbesteck und Wiesenblumen auf den Tischen.
Unser Vier-Gänge-Menü am Freitagabend startet mit einem Gruß aus der Küche: Blattsalate mit Kernen, Frischekäse-Aufstrich, dazu frischgebackenes Brot. Zur Kartoffel-Trüffel-Parmesansuppe ordern wir einen Prosecco auf Eis sowie einen alkoholfreien Aperitif. Der Hauptgang, heimische Hühnerbrust mit Rosenkohl, Rübenpüree und Kartoffelkrapfen, ist fein ausbalanciert, das Fleisch sous-vide gegart. Eine kleine Weinauswahl offener Weiß- und Rotweine sowie Flaschen steht ebenfalls zur Verfügung. Zum Abschluss genießen wir Topfennockerl auf Beerenkompott. Darüber hinaus steht jeden Abend zusätzlich noch eine Käseplatte bereit.
Hoteltest: sehr gut
Bar & Getränkeservice
Mit einer feinen Käse-Auswahl begeben wir uns in den gemütlichen Barbereich, der direkt an das Restaurant angrenzt. Am lodernden Kamin gönnen wir uns um 23 Uhr einen „gesunden“ Absacker – Kräutertee vom Teebuffet. Danach gehen wir satt, aber nicht übergessen auf unser Zimmer. Wir sind die Letzten auf dem Weg zur Nachtruhe.
Am Samstag gehen wir wieder unserer Routine nach: Dinner und dann in die großen Sessel neben dem Flügel fallen lassen. Diesmal genießen wir Gin Tonic für 17 Euro sowie ein Glas Prosecco für 4,50 Euro und knabbern vom Nuss-Mix, der auf dem Tresen steht. Extra Barpersonal gibt es nicht, das Serviceteam vom Restaurant kümmert sich um den direkt angrenzenden Bereich. Dieser scheint ohnehin nicht stark frequentiert zu sein, auch an diesem Abend sind wir zwischen 21:30 und 23 Uhr die Einzigen. Vermutlich auch, weil sich das Haus mit seiner Philosophie an Gäste richtet, für die die Gesundheit während ihres Aufenthalts im Fokus steht. Wir finden es schön, dass trotzdem vollkommen undogmatisch ein Gläschen an der Hausbar geordert werden kann – für die Genießer, die beides gern verbinden.
Hoteltest: gut
Instagrammability
Unter dem Hashtag #neutral finden sich derzeit auf Instagram 2,7 Millionen Beiträge. Neutral meint neutrale Töne wie Beige, helles Grau oder Weiß und ist seit einigen Monaten Interior- und Modetrend. Im Hotel Post Bezau finden Fans dieser schlichten Ästhetik zahlreiche Fotospots, um ihren Feed um ein weiteres #neutral-Bild zu ergänzen. Angefangen im Restaurant, das mit unbehandeltem Holzmobiliar ausgestattet ist – It-Pieces wie der berühmte Wiener Kaffeehausstuhl von Thonet kommen immer gut an auf Social Media.
Im ganzen Haus herrscht eine ideale Lichtsituation, die selbst Hobbyfotografierenden den perfekten Shot vor den bodentiefen Fenstern möglich macht. Das Spa wirkt regelrecht wie für ein Shooting konzipiert, ebenso die Yogaräume. Unser Fazit: Mit Bildern aus dem Hotel machen Gäste die Daheimgebliebenen beim Scrollen definitiv neidisch.
Hoteltest: sehr gut
Hoteltest Post Bezau: Workation
Die Zimmer sind clean eingerichtet, wenig lenkt ab. Stattdessen grenzt ein großer Holztisch an die Fensterfront, davor steht ein bequemer Stuhl. Eine der wenigen Steckdosen im Zimmer befindet sich glücklicherweise direkt hier, unter dem Tisch. Die WLAN-Verbindung ist stabil, zum Einloggen ist kein Passwort erforderlich. Wer nur eben ein paar E-Mails vom Handy aus checken möchte, setzt sich gegenüber auf das bequeme Sofa.
Einige Work-Vacation-Tage lassen sich hier sicher wunderbar verbringen. Morgens zum Yoga, dann ein paar Stunden an den Rechner, ein Nachmittagsspaziergang durch die ruhige Umgebung, danach Nachrichten lesen am Pool. Dabei wird man mit drei gesunden Mahlzeiten pro Tag versorgt und profitiert zudem von den unkomplizierten Wasser-, Tee-, und Snack-Stationen im Haus. Die Gästeklientel des Hotels ist auf Erholung aus, somit wird es auch nicht laut. Wir finden, der ideale Ort für eine Workation.
Hoteltest: sehr gut
Check-out
Da das Haus sonntags, 12 Uhr, komplett schließt, gehen wir von einem starken Andrang beim Check-out nach dem Frühstück aus. Wir möchten unsere Rechnung gern splitten und klären diese Möglichkeit daher bereits am Vorabend. Die Beträge werden für uns nach Wunsch aufgeteilt. Als wir Sonntag um Punkt 12 Uhr an der Rezeption erscheinen, sind wir die Einzigen. Unsere beiden Rechnungen werden uns zur Prüfung ausgehändigt. Wir bezahlen jeweils mit Karte und werden freundlich verabschiedet.
Auf Nachfrage wird uns ein einstündiger Rundweg empfohlen – denn vor der Heimfahrt wollen wir uns noch etwas bewegen. Eine Wasserflasche oder ähnliches wird uns nicht angeboten. Für uns eine logische Konsequenz: In einem nachhaltigen Retreat, in dem der Fokus auf Ressourcenschonung und dem verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Umwelt liegt, würden zwei kleine Plastikflaschen deplatziert wirken. Wir haben unsere mitgebrachten Trinkflaschen bereits im Zimmer aufgefüllt und Äpfel von der Snackstation eingepackt.
Hoteltest: sehr gut
Marcus Fränkle: Tophotel-Hoteltest Post Bezau

Hotelier und Berater Marcus Fränkle analysiert die Ergebnisse des Tophotel-Hoteltests im Hotel Post Bezau by Susanne Kaufmann. Sein Fazit: Die herzliche Konzentration auf das Wesentliche hat Erfolg, die wenigen Kritikpunkte der Tester sind mit kleinen Prozesskorrekturen schnell beseitigt. Jetzt lesen!
Nachhaltigkeit
Eine nachhaltige Lebensweise gehört zum Konzept des Hotel Post Bezau. So sind Strom aus erneuerbaren Energieträgern, LED-Leuchten oder E-Ladesäulen seit Jahren Standard im Retreat. Bei allen Umbauphasen der vergangenen zwei Jahrzehnte wurde auf nachhaltige Baumaterialien gesetzt. Auch das Abwasser wird streng kontrolliert: Extra dafür wurde eine eigene Linie von ökologisch abbaubaren Putz- und Waschmitteln entwickelt. Außerdem wird auf Müllvermeidung geachtet. Weder im Badezimmer- noch im Zimmermülleimer finden wir Plastiksäcke. Das Quellwasser aus der Region wird auf dem Zimmer sowie im Restaurant in wiederauffüllbaren Glasflaschen serviert. Mineralwasser, das etliche Kilometer Transportweg hinter sich hat, wird nicht angeboten.
Besonders erwähnenswert: Das durchdachte, nachhaltige Küchenkonzept. Die Gäste werden gebeten, bereits am Vortag die Menüs auszuwählen. So kann die Küche portionsgenau planen und Lebensmittelabfälle vermeiden. Das Nose-to-Tail-Konzept sieht vor, dass das ganze Tier verwertet wird – Fleisch und Fisch stammen aus der Region. Mittels Einkochens und Fermentierens werden Gemüse und Obst auch über die Saison hinaus angeboten. Beim Frühstücksbuffet werden hausgemachte Marmeladen und frische Butter auf einem Holzbrett angerichtet. Die feine heimische Wurst- und Käseauswahl kommt auf Bestellung in Einzelportionsgröße.
Hoteltest: sehr gut
Weitere Guest Journey
Im Nachgang unseres Hotelaufenthalts hören wir nichts mehr vom Hotel. Kein Schreiben, mit dem sich das Haus für unseren Aufenthalt bedankt, kein Nachfassen oder Fragebogen, um unsere Gästezufriedenheit zu eruieren. Keine Bitte um Bewertungen und Anregungen, kein Hinweis auf weitere Angebote. Bei unserer Abreise erkundigten wir uns nach den zahlreichen Retreats, die hier stattfinden. Wir wurden auf den Veranstaltungskalender auf der Homepage hingewiesen. Eine Übersicht im Nachgang würde in Anbetracht des Konzepts des Hauses bestimmt Sinn ergeben.
Hoteltest: ungenügend
Hoteltest Post Bezau: Gesamteindruck
Das Hotel Post Bezau ist in der Familie Kaufmann fest verwurzelt. Das familiäre Klima ist direkt bei der Ankunft spürbar. Das Team wirkt vertraut und freundschaftlich. So wundert es uns nicht, dass Stephanie Rist, die ihre Ausbildung mit 16 Jahren in der Post begann, noch heute das Hotel leitet. Das Service-Personal ist stets aufmerksam, obwohl dieselbe Besetzung uns morgens, mittags und abends begrüßt. Der Fachkräftemangel ist scheinbar auch hier Thema.
Das auf der Homepage genannte Ziel, einen inspirierenden Ort schaffen zu wollen, damit Gäste eine positive Lebens- und Körperveränderung erleben können, bietet in Verbindung mit der Hautpflege-Expertise einen erheblichen Mehrwert für Gäste, weit über den eines „gewöhnlichen“ Wellnesshotels hinaus. Jedes unserer Treatments wurde auf höchstem Niveau durchgeführt, dabei feinfühlig und professionell auf die individuelle physische und psychische Verfassung eingegangen. Der Schönheitsbegriff wird weiter als üblich gefasst und zielt auf ganzheitliches Wohlbefinden und nachhaltige Veränderung ab. Gäste, die hier einchecken, sollten offen für diese Lebensweise sein.
Das Hotel unterscheidet sich deutlich von anderen Viersterne-Superior-Häusern. Mit seinem Luxusverständnis von „weniger ist mehr“ war das Post-Team wohl schon vor Jahren seiner Zeit voraus und liegt heute damit am Puls der Zeit. Bei der Guest Journey hätten wir uns gleichwohl etwas „mehr“ Service gewünscht. Dennoch gilt: Unsere Momentaufnahme setzt sich aus Fakten und subjektiven Empfindungen zusammen. Wer nach Fehlern sucht, wird dort immer welche finden, wo Menschen arbeiten. Im Hotel Post Bezau steht nicht irgendeine Marketingstrategie, sondern eine ganzheitliche Philosophie im Vordergrund. Wer sich darauf einlässt, wird eine nachhaltige Veränderung spüren und sicherlich wiederkommen.
Hoteltest: gut