Gebäudeautomation Hotelgebäude bedarfsgerecht und effizient steuern

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Bedarfsgerecht steuern: Mit moderner Gebäudeautomation werden Hotels zu einem effizienten Gesamtsystem. © AndSus – stock.adobe.com

Eine vernetzte Gebäudeautomation kann die gesamte technische Gebäudeausstattung steuern, um Energie und damit auch C02 einzusparen. Wie das funktioniert.

Die Hotellerie steht heute vor zahlreichen herausfordernden Aufgaben. Darunter auch solche, die auf den ersten Blick nicht zu ihren Kernaufgaben gehören. Beim Thema Energieverbrauch etwa müssen für fast jeden Betrieb – ob Neubau oder Bestand – zeitnah wegweisende Entscheidungen getroffen und wichtige Fragen beantwortet werden.

Zum Beispiel: Wie lässt sich die Energieeffizienz trotz steigender Komfortansprüche der Gäste erhöhen? Wie setzt man die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) um? Und wie lässt sich sicherstellen, dass heutige Investitionen in Nachhaltigkeit und Technologien zukunftsfähig sind? All das sind Fragen, auf die eine moderne und intelligente Gebäudeautomation Antworten geben kann.

Energieeffizienz ist entscheidend für Hotelbetriebe

Aufgrund steigender Energiekosten sind Hoteliers dazu angehalten, den Energieverbrauch ihrer Objekte zu senken – allein schon aus wirtschaftlichen Gründen. Daher sollten sie alles dafür tun, im Betrieb eine möglichst hohe Energieeffizienz zu erreichen, zum Beispiel über eine kontinuierliche Überwachung und übergreifende Regelung des Energieverbrauchs. Das ist eine Vorgehensweise, deren erster Teilaspekt mittlerweile sogar durch das GEG gefordert wird, zumal fast alle Hotels über eine Anlagentechnik verfügen, die die vom Gesetz bis Ende 2024 erfasste Grenze von 290 kW für installierte Heiz- oder Kühlleistung übersteigt. Das bedeutet: Vom Gesetzgeber wird vorgegeben, dass auch Hotels zeitnah die Verbräuche aller Energieträger automatisiert überwachen, protokollieren und analysieren müssen, um Effizienzverluste zu erkennen und zu beseitigen.

Ein Blick auf die Energiekosten im laufenden Betrieb sowie die eigenen Rentabilitätserwartungen wird schnell zeigen, dass eine Gebäudeautomatisierung signifikant helfen kann, Kosten zu senken. Deshalb sollte sowohl bei einer Sanierung als auch beim Neubau an eine ganzheitliche Lösung gedacht werden, die sich an den spezi­fischen Anforderungen eines Hotelbetriebs orientiert.

Hoteliers sollten sich bewusst machen, dass sie die früher isoliert stehenden Bereiche wie Heizen, Klimatisierung, Beleuchtung, Elektro – vor allem bei Stromtankstellen, Großküche oder Wäscherei – aus der Perspektive des Energiemanagements als Einheit betrachten müssen. Mittlerweile gibt es im Hotelbereich rund 25 Gewerke, die das Thema Energie taxieren. Aus diesem Grund ist es die Hauptaufgabe eines modernen Gebäudeautomationssystems, all diese Bereiche zusammenzuführen. Und zwar zu einer vernetzten Lösung, die nicht nur alle Verbraucher im Hotel einbindet und koordiniert, sondern auch die möglicherweise beschränkte Bereitstellung der benötigten Energie durch den Energieversorger miteinbezieht. Weitere Komponenten sind die Eigenerzeugung von Energie – beispielsweise über eine Photovoltaikanlage – oder zusätzliche hohe Verbräuche durch die bereits genannte Ladeinfrastruktur für E-Mobilität der Gäste oder Mitarbeitenden. Das ist eine große Herausforderung, die Hoteliers in Hinblick auf das Thema CO2-Bilanzierung zügig angehen sollten.

Jeder Bereich kann heute autonom überwacht und gesteuert werden

Entsprechend ist es die Aufgabe von hotelfachtechnischen Beratern und Planern, Herstellern und Ausführenden von Gebäudeautomation, auf die individuellen Bedürfnisse der Branche einzugehen. Schon während der Planung müssen alle Aspekte und Gewerke berücksichtigt werden, um später eine ganzheitliche, effektive und transparente Lösung im Hotel umsetzen zu können.

Auch die individuellen Abläufe und Prozesse eines Hotelbetriebs müssen in die integrale Planung einbezogen werden. Außer der ganzheitlichen Planung sind hier auch übereinstimmende Standards und Vorgaben erforderlich, die noch nicht überall einheitlich definiert sind. So kann zum Beispiel bereits bei der Ausschreibung sichergestellt werden, dass Gewerke wie Heizen, Klima, Lüftung, Licht, Beschattung, Sanitär, Großküche, Wäscherei und Ladepark später über eine ganzheitliche Gebäudeautomation miteinander kommunizieren und sich optimal regeln lassen.

Die Investitionen betragen oft weniger als 30 Euro  pro m2  Geschossfläche.

Fakt ist: Es gibt kaum einen Bereich, der durch moderne Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (MSR-Technik) und entsprechende Softwarelösungen nicht bedarfsgerecht autonom gesteuert, geregelt, überwacht und optimiert werden kann. So lassen sich alle Bereiche in einem Hotel auf die unterschiedlichen Anforderungen anpassen. Beispielsweise die Klimatisierung oder Beleuchtung, die in gemütlichen Gästebereichen andere Bedingungen erfüllen muss als etwa in der Hotelküche oder der Lobby-Lounge. Auch die Hotelzimmer sollten sich präsenzabhängig auf die individuellen Bedürfnisse der Gäste einstellen lassen. Zusätzlich sorgen Sensoren dafür, dass sich die Klimaanlage bei geöffnetem Fenster automatisch ausschaltet.

Wetterprognosen werden berücksichtigt, ganze Räume heruntergefahren

Wird die Hotelsoftware sinnvoll in das System integriert, wird zum Beispiel der Komfortmodus für nicht belegte Räume ausgeschaltet und in nicht belegten Hotelfluren die Beleuchtung gedimmt. In der Konferenz-Etage sorgen beispielsweise Raumluftsensoren dafür, dass die Luft ausgetauscht wird, sobald ein definierter CO2-Wert überschritten wird. Vernetzte Automationslösungen sind außerdem in der Lage, über Cloud-Anbindungen die Wetterprognose einzubeziehen und im Vorhinein abhängig von Wetter, Sonnenstand und Nutzung des Hotels die notwendige Leistung der Lüftungs-/Klimaanlage sowie den erforderlichen Sonnenschutz zu berechnen und zu steuern. Dadurch wird vermieden, dass sich Zimmer und andere Hotelbereiche durch die ungehinderte Sonneneinwirkung aufheizen und deren Klimatisierung den Energieverbrauch in die Höhe treibt.

Ein Hotel, das bereits eine ganzheitliche Gebäudeautomation erfolgreich umsetzt, ist zum Beispiel das neue Schani Uno City in Wien. Verlässt dort ein Gast sein Zimmer, werden dank Infrarot-Präsenzmelder sämtliche stromverbrauchende Prozesse heruntergefahren und beim Betreten wieder aktiviert. Herrscht wenig Betrieb, lassen sich die Zimmer komplett herunterfahren – auch etagenweise.

Wichtig ist: Alle energetischen Systeme im Hotel sollten mit Blick auf die späteren Betriebskosten auf ihre Effizienz hin überprüft werden. Im Zuge vorausschauender Wartung – Stichwort Predictive Maintenance – kann die Gebäudeautomation in Kombination mit der Hotelsoftware bei Handlungsbedarf die entsprechende Zimmervergabe sogar frühzeitig sperren. Darüber hinaus ist es sinnvoll, Daten für ein Energiemanagementsystem (EMS) zu sammeln. Auf diese Weise können Hoteliers Einsparpotenziale optimal nutzen, etwa beim Einsatz von regenerativen Energiequellen wie Photovoltaikanlagen für das Laden von E-Fahrzeugen oder für die Wäscherei, Solarthermien für die Warmwasserbereitung oder bei dynamischen Stromtarifen. Zudem ist ein intelligentes EMS in der Lage, unterschiedliche Bereiche in einem Gebäude steuern und messen zu können – zum Beispiel Präsenzmelder.

Pflichten werden erfüllt, Einsparpotenziale von 32 Prozent

Zusammengefasst: Ein modernes vernetztes System schafft die besten Voraussetzungen, um ein Hotel effizient und bedarfsgerecht zu steuern. Es reduziert wesentlich den Energieverbrauch und verringert somit den CO2-Ausstoß eines Gebäudes. Zudem regelt eine moderne Gebäudeautomation den Energieverbrauch, um Einsparpotenziale optimal auszuschöpfen und dokumentiert gleichzeitig die Verbräuche, sodass Hotelbetreiber in Sachen Energie und CO2-Ausstoß die erforderlichen Pflichten erfüllen.

Simulationen, die bei der Entwicklung der ISO-Norm 52120 entstanden sind, errechneten für Hotels und Gaststätten dank Gebäudeautomation ein Einsparpotential an thermischer Energie von 32 Prozent. Im Bereich elektrische Energie wird für Hotels ein Einsparpotential von zehn Prozent kalkuliert. Dabei betragen die Investitionen oft weniger als 30 Euro pro Quadratmeter Geschossfläche und haben sich spätestens nach drei bis fünf ­Jahren amortisiert.

Zu den Autoren

Peter Hug ist Geschäftsführer des VDMA Fachverbands Automation und Management für Haus und Gebäude (FB AMG). Der Fachverband im VDMA ist ein Zusammenschluss der Hersteller von Mess-, Steuer- und Regeleinrichtungen für den Heizungs-, Lüftungs- und Klimabedarf sowie Ge­bäu­deautomationssystemen. Mit der Initiative „Gebäudeautomation. Die Branche. Der Maßstab.“ will der Verband die Aufmerksamkeit auf die Gebäudeautomation und ihren Einfluss auf die Dekarbonisierung im Gebäudesektor lenken.

Christian Peter ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Hotelkompetenzzentrums in Oberschleißheim bei München. Die Einrichtung unterstützt die Hotellerie bei Neu- oder Umbau, um gemeinsam mit ihren Partnern die jeweils geeigneten Lösungen zu finden. Als Anlaufstelle für Hoteliers, Architekten, Planer, Betreiber und Investoren bietet das Hotel-Kompetenz-Zentrum auf einer Fläche von 3.500 Quadratmetern herstellerneutrale ganzheitliche Lösungen.