Das Sofitel Hamburg Alter Wall liegt fernab vom hektischen Treiben direkt an einem Kanal im Herzen der historischen Altstadt und verspricht eine »einmalige Liaison aus französischem Art de vivre und einheimischer Raffinesse«. Der Funke wollte auf unseren anonymen Hoteltester dennoch nicht so richtig überspringen.
DO. 28/09, 16:45
Telefonische Reservierung: Chapeau
Dem fröhlichen »Bonjour!« der Reservierungsmitarbeiterin am Anfang unseres Telefonats setze ich nach sage und schreibe 15 Minuten in Gedanken ein »Chapeau!« entgegen. So viel Zeit hat sich F. genommen, um mich durch die Irrungen und Wirrungen der Zimmerkategorien zu einer Buchung zu geleiten – gleichbleibend geduldig, zuvorkommend und kompetent. F. hat ihre Ausbildung im Sofitel Alter Wall absolviert und kennt das Hotel wie ihre Westentasche. Das erweist sich in ihrer jetzigen Funktion als echter Vorteil, denn selbst die Marke des löslichen Kaffees, der in den niedrigeren Zimmerkategorien samt Wasserkocher angeboten wird, weiß F. zu nennen. Sie weiß, wie sich der zusätzliche Platz in der Luxuskategorie auswirkt und aus welchem Stockwerk der Kanalblick wirklich ein Highlight ist. Einzig die Tatsache, dass bei der Rate, welche ich schließlich buche, der Preis für die erste Nacht bereits drei Tage vor Anreise abgebucht wird, bleibt von ihr unerwähnt. Doch das sei der tüchtigen Mitarbeiterin verziehen. Ansonsten hat sie ihre Sache richtig toll gemacht.
Wertung: sehr gut
Internet-Auftritt: Zuviel Attitude
Ich gehöre ja selbst zur schreibenden Zunft und weiß von daher gelungene Formulierungen zu schätzen. Aber »Life is magnifique in Hamburg«? Und was denken sich die Kollegen in der Marketingabteilung des Sofitel bei einer Überschrift wie dieser: »An einem ruhigen Kanal im Herzen der historischen Altstadt gelegen kombiniert dieses Luxushotel in Hamburg kreativen Scharfsinn mit französischer Lebensart.« Französische Lebensart – okay. Aber kombiniert mit kreativem Scharfsinn? Das ist nichtssagender Schönsprech der schlimmsten Sorte. In diesem Stil geht es auf der Homepage weiter und als Besucher tut man gut daran, sich auf die ansprechenden Fotos zu konzentrieren. Zumal man bei der Unübersichtlichkeit des Internetauftritts ständig Gefahr läuft, von der Seite des Hamburger Sofitels auf Angebote der Gruppe allgemein zu klicken. Weniger wäre hier in vieler Hinsicht mehr. Nur nicht bei der Vorstellung der Zimmerkategorien. Denn da wird die Kategorie »Classic« mit ihren 19-Quadratmeter-Zimmerchen glatt unterschlagen. So wenig ist dann auch wieder nicht gut.
Wertung: befriedigend
Lage / Anreise: Formidable / indiscutable
Es heißt, Hamburg habe mehr Kanäle als Amsterdam. An einem davon liegt das Sofitel Alter Wall, malerisch und dennoch zentral zu allem, was Hamburg-Besucher interessiert: Rathausplatz, Banken, Theater, Nobelboutiquen, St. Pauli, Hafen, Elbphilharmonie. Eher an Venedig denn an Amsterdam erinnert der Imagefilm des Hotels, in dem eine elegante Dame per Motoryacht anreist und in dem ihr von einem gleichfalls eleganten Portier an Land geholfen wird. Dieses Bild habe ich im Kopf, als ich mich mit dem Auto durch das Einbahnstraßen- und Baustellengewirr der Altstadt kämpfe, mich am Hotel nach einem U-Turn in die schmale Zufahrt zur Tiefgarage einfädele, nur um darin am Ende einer Seite festzustellen, dass die Tiefgarage da wirklich zu Ende ist. Also in der Enge wenden und endlich auf der anderen Seite den Hoteleingang finden, um ihm gegenüber auf einem Parkplatz »für allein reisende Damen« zu parken. So werden das Sofitel und ich keine Freunde, denke ich, als ich dann auch noch mehrmals die Klingel betätigen muss, bis endlich jemand die Tür zum Hotel öffnet. Den schicken Film-Portier mit Zylinder treffe ich übrigens während meines gesamten Aufenthaltes nicht, wie sich auch sonst zu keinem Zeitpunkt ein Hotelbediensteter vor oder im Eingang zum Hotel aufhält. Lage also sehr gut, Anreise mangelhaft.
Wertung: befriedigend
MI. 25/10, 13:20
Check-in: Misérable
»Durchgehendes Gestaltungskonzept des Hotels ist… das Spiel von Gegensätzen wie arm und reich, Kontrast zu Einklang und Material zu Proportion.« Aha. In der Lobby des Sofitel Alter Wall nehmen die Worte des Innenarchitekten Bert Haller Gestalt an: viel Platz, viel Licht, viel Luft und viel Glas Richtung Wasser. Dazu gerade Linien und klare Formen, grauer Marmor und graue Polster sowie riesige Vasen mit futuristischen Pflanzenarrangements. Die Rezeption: ein an drei Seiten offener Kubus mittendrin. Ein junger Mensch checkt mich dort ein, höflich zwar, doch unter Missachtung etlicher Standards. Nach der Abwicklung der Anmeldeformalitäten erhalte ich mein Zimmerkärtchen und die Information, dass das Zimmer im ersten Stock liegt und nur der mittlere Aufzug zum Spa führt. »Schönen Aufenthalt!« Dann bin ich entlassen. Keine Hinweise zu Frühstück, Restaurant, Bar und Spa-Angebot. Kein Angebot, mir mit dem Gepäck zu helfen. Und kein Page in Sicht. Also nehme ich den Aufzug in den ersten Stock – und stehe nach wenigen Metern vor neun Stufen. Die Zimmeretagen liegen versetzt zum Hauptgebäude mit den Aufzügen. Und jetzt? Stufe für Stufe wuchte ich mein Gepäck nach oben. Nein. So werden das Sofitel und ich keine Freunde.
Wertung: mangelhaft
Zimmer 2326: En vogue
Einen Privatraum würde man so wohl nicht möblieren. Und doch hat das Sofa, das direkt vor dem Bett steht, den Vorteil, dass es ein Sofa ist und mit seinen weichen Flanellkissen und dem eiförmigen Fußhocker ein richtig gemütliches »Kuschel- und Fläzmöbel« darstellt, wie man es in Hotelzimmern nur selten findet. Ich denke da an das Arme-Sünder-Bänkchen im Schwesterhotel Sofitel Munich Bayerpost. Auch der drehbare, schalenförmige Schreibtischstuhl ist mit seinem grauen Filzpolster erstaunlich bequem. Kurz gebe ich mich der Illusion hin, er sei auch höhenverstellbar, doch er dreht sich nur um die eigene Achse. Das Design des Zimmers wirkt kühl, straight und stylisch, mit viel Grau, viel Creme und geraden Formen. Es sind die Stoffe, die etwas Wärme spenden: Filz als Sofabezug und Minibar-Frontverkleidung, Flanell in den Kissen und als Bettüberwurf. Farbe kommt aus den Nachttischleuchten – Gelb – und ein Deckenspot verpasst dem grauen Bettüberwurf einen pinkfarbenen Fleck. Was mich persönlich richtig stört, ist ein gerahmtes, unscharfes Foto zweier Damen über dem Bett, das aussieht als stamme es direkt aus dem Katalog eines osteuropäischen Heiratsvermittlers. Was soll das sein? Originell? Die Schiebetür vor der hellen Schrankwand ist schwergängig und man muss sich als Gast entscheiden, ob man lieber das Hängeabteil oder die Fächer vor fremden Blicken schützen will. Beides zugleich geht nicht. Das Entweder-oder der Schiebetür hat einen weiteren Nachteil: Nutzt man den Kofferbock, der in das Hängeabteil integriert ist, zum Auspacken und will Kleidung in den Fächern des anderen Schrankabteils verstauen, muss man die schwere Tür immer umständlich hin- und herschieben. Zehn stabile, formschöne Holzbügel hängen da, darunter ein Pullover-, zwei Hosenklemm- und sogar ein Krawattenbügel. Kleiderbürste, Schuhlöffel, Nähetui, Schuhputztuch, Wäschebeutel, Wäschepreisliste, Zimmersafe und Badeschlappen – alles vorhanden. Einen gähnend langweiligen Inhalt offenbart die filzbespannte Minibartür: Aufregendstes Getränk im wahrsten Sinne des Wortes sind zwei Dosen Red Bull. Ansonsten gibt es Bier, Cola, Säfte, Wasser und einen Prosecco mit Kronkorkenverschluss. Während der Rotwein ein hübsches eigenes Schublädchen in der Schrankwand sein Zuhause nennt, heißt es bei Weißwein, Sekt und Champagner: Fehlanzeige. Genauso wie bei Obst, einer Süßigkeit zur Begrüßung und einem Betthupferl. Aber es gibt leckere Nüsschen (8 Euro/100 g), einen Strohhalm, einen Stirrer (wofür?) und einen Heißwasserbereiter mit löslichem Kaffee und Teebeuteln. Wer lieber Nespresso trinken will, muss die nächsthöhere Zimmerkategorie buchen. Das Wasser auf dem Schreibtisch ist wohl gratis, auch wenn das Begrüßungskärtchen mit der hektographierten Unterschrift des Direktors das nicht impliziert. Musikfans finden unter dem Flatscreen ein Bose Wave Radio, WLAN ist in der Light Version kostenlos, Premium-WIFI ohne Bandbreitenbeschränkung kostet 6 Euro pro Tag. Der ovale Schreibtisch ist nicht groß, aber funktional und mit Tageslicht und/oder einer Stehlampe gut beleuchtet. Steckdosen und Anschlussbuchsen sind wie das Haupttelefon in einer Nische der Schrankwand untergebracht, was für umständliches Gefummel sorgt.
Ein Gäste-A-Z ist ebenso vorhanden wie Notizblöcke plus Bleistift und Kugelschreiber, ein Fernsehprogramm (aufgeschlagen beim aktuellen Datum), die Frühstücksmenükarte zum An-die-Tür-hängen und ein Room Service Directory. Das Bett mit seinen straff gezogenen Decken und den vier Kissen wirkt streng und behaglich gleichermaßen. Leider ist es mit den typisch französischen Duvets ausgestattet. Mag sein, dass das Versinken in diesen weichen Zusatzmatratzen für viele Gäste einen besonderen Komfort bedeutet, für mich, der ich auch auf einem Brett schlafen könnte, stellt es eher eine Folter dar. Ein tolles kleines Extra hingegen: mein halber Quadratmeter Balkon hinaus aufs Fleet, wie der Kanal in Hamburg eigentlich heißt. Von hier aus kann ich den Menschen in den gegenüberliegenden Büros beim Arbeiten zuschauen und den Ausflüglern auf den Rundfahrtschiffen zuwinken. Das Zimmer ist bei Anreise gut gereinigt und auf angenehme 20 Grad temperiert. Die Klimaanlage lässt sich leicht regeln, läuft aber unangenehm laut.
Wertung: gut
Bad: Superb
Im Verhältnis zum Zimmer wirkt das Bad erstaunlich groß. Und mit Badewanne, separater, begehbarer Dusche und riesiger Spiegelfront über dem Granit-Waschtisch erstaunlich luxuriös. Ein großformatiges Gras-auf-Glas-Foto über der Wanne gibt Farbe und Atmosphäre, ein separater Heizkörper spendet bei Bedarf Wärme. Ein Glasstreifen erlaubt den Blick ins Zimmer und vice versa, wobei der Tageslichtvorteil kaum zur Geltung kommt. Und auch nicht benötigt wird, denn das Licht im Bad ist gut, die Strahler lassen sich sogar mit der Hand nach Wunsch verstellen. Ein ovales Designerwaschbecken ist auf den Waschtisch aufgesetzt und lässt Platz für Gästeutensilien. Opulente Badetücher und wohlduftende Guest Supplies von Lanvin sorgen für Wohlgefühl. Zwei Bademäntel in Waffel-
pikee (XL und XXL) liegen sorgfältig gefaltet auf dem Wannenrand. Zwar gibt es keinen Handtuchwärmer, doch eine Edelstahlstange quer vor dem Heizkörper hilft beim Trocknen. Bis auf ein paar Fingerabdrücke auf den Zahnputzgläsern ist das Bad picobello sauber – selbst auf den Duschköpfen ist kein Krümel Kalk zu finden. Die Duschtür schließt allerdings nicht richtig und die Lüftung arbeitet zwar ohne hörbare Geräusche, aber auch ohne spürbare Wirkung.
Wertung: noch sehr gut
13:32
Housekeeping – Wäscheservice: Nonchalant
»Das bekommen wir hin«, urteilt der junge Mann fachmännisch, als er den abgerissenen Aufhänger meines Mantels begutachtet. Kurz nach meinem Anruf beim Housekeeping steht er im Zimmer und nimmt drei Sachen entgegen: den Mantel mit der Bitte um Annähen des Aufhängers, eine frisch gewaschene Strickjacke mit der Bitte, diese zu bügeln und einen Anzug, der in die Reinigung muss. »Dafür nich«, sagt der nette Mitarbeiter, als ich mich bei ihm bedanke. Den Anzug avisiert er mir für 18 Uhr des Folgetages, die anderen beiden Sachen würde ich noch am selben Tag zurückbekommen. Tatsächlich hängen Mantel und Strickjacke eine Stunde später auf Drahtbügeln an meiner Garderobe. Für den Nähservice wurde nicht einmal etwas berechnet. Aber gut, dass ich den Anzug am nächsten Abend nicht brauche – bis 20 Uhr ist er noch nicht retourniert. Erst als ich um 22 Uhr vom Essen komme, hängt er frisch gereinigt da.
Wertung: gut
Housekeeping – Turndownservice: Blamable
»Die Zimmer werden zwischen 8 und 16 Uhr gereinigt. Bitte wenden Sie sich an unsere leitende Hausdame (2984), um andere Reinigungszeiten zu vereinbaren.« Das ist alles, was im Gäste-A-Z zum Thema Zimmerreinigung zu lesen ist. Ein Turndownservice gehört nicht zum Standard.
Wertung: ungenügend
18:43
Fauxpas
Meinem Nachwuchs könnte ich aus dem Kindermenü Fischstäbchen mit Kartoffelsalat bestellen (15 Euro), meinem Vierbeiner aus dem Hundemenü Rindfleisch mit Reis und Ei (6 Euro) und mir selbst aus dem De-Light-Menü Aromatische Urtomaten mit Wiesenkräutern (12 Euro). Respekt, die Roomservice-Karte ist wirklich gut sortiert. Aber mein Blick bleibt beim gebackenen Kalbskotelett haften. Kalbskotelett! Wo gibt es das noch auf einer deutschen Speise-, geschweige denn Roomservice-Karte? Erwartungs- und hoffnungsfroh stelle ich mir ein Menü zusammen aus einem Erbsensüppchen mit Büsumer Krabben (9 Euro), dem gebackenen Kalbskotelett mit lauwarmem Kartoffelgurkensalat (30 Euro) und dem hausgemachten Apfelstrudel mit Bourbon-Vanilleeis (6,50 Euro). Froher Erwartung im Hinblick auf seltene lukullische Genüsse, froher Hoffnung, dass man mir das Dreierlei in einzelnen Gängen serviert. Schließlich soll das Kotelett ja nicht kalt werden, während ich das Süppchen genieße, und das Vanilleeis zum Apfelstrudel nicht warm.
Als erstes geht die frohe Erwartung flöten. Kalbskotelett gibt es nicht mehr, bescheidet mich Mitarbeiterin M. am Telefon; es ist nicht etwa »aus«, sondern von der Karte genommen. Sie könne mir stattdessen ein schönes Wiener Schnitzel anbieten, auch mit Kartoffelgurkensalat. Hmpf. Also gut. Aber Erbsensüppchen geht klar und Apfelstrudel auch. Wie ich das alles serviert haben möchte, wird nicht erfragt. Nur mein Getränkewunsch. Ich ordere ein gezapftes Jever und einen trockenen Rosé. 20 bis 25 Minuten soll das Ganze dauern, nach 28 Minuten klopft es an der Tür. Ein junger Mann hat den ganzen weiten Weg aus der Küche mit einem Tablett auf der Schulter zurückgelegt – klar, wie soll er mit einem Servierwagen auch die Stufen hochkommen. Trotzdem ist er fröhlich, als er das Tablett abstellt. Und aufmerksam: »Oh!«, sagt er. »Ich wusste nicht, dass Sie zu zweit sind, ich bringe gleich noch ein Besteck.« Mein Besuch, der nicht zur Essensteilhabe eingeladen war, freut sich. Auf dem Tablett sehe ich Suppe und Schnitzel, ich unterschreibe für Suppe, Schnitzel und Apfelstrudel. »Der Apfelstrudel kommt dann sicher später«, frohlocke ich. »Ach nein, den habe ich vergessen. Den bringe ich gleich mit dem Besteck.« Aus »gleich« werden bei dem weiten Weg logischerweise acht Minuten, in denen wir schon fast alle Speisen – auch mit nur einem Besteck – vertilgt haben. Das leichte Süppchen schmeckt nicht schlecht, statt Büsumer Krabben lugt allerdings ein einzelnes größeres Schalentier daraus hervor. Die beiden frauenhandgroßen Schnitzel sind mit zu fester Panade beklebt statt locker-flockig umhüllt und haben einen leichten Fischgeschmack. Dazu gibt es Preiselbeeren satt, Zitrone im Säckchen und einen tatsächlich lauwarmen Kartoffel-Gurkensalat. Der Apfelstrudel, welche Enttäuschung, kommt direkt aus dem Kühlschrank und schmeckt ebenso künstlich wie das Vanilleeis. Wenn dieser Strudel hausgemacht ist, hat der Patissier sein Thema verfehlt. Wenn nicht gar seinen Job. Die Bierschaumkrone ist auf dem Weg zum Zimmer – wen wundert’s – in sich zusammengefallen, der Rosé war leidlich kalt. Das Tablett – welches im Übrigen ordentlich und vollständig eingedeckt war mit Brot und Butter, Menagen, Abräumhinweis sowie einem Blümchen – stelle ich nach einem Anruf beim Roomservice vor die Tür in den Gang. Dort steht es um Mitternacht immer noch.
Wertung: noch befriedigend
21:40
»Seven Heads Bar«: Par excellence
Einmal mehr erwartungs- und hoffnungsfroh begebe ich mich mit meinem Besuch ins Erdgeschoss des Hotels. Die dort angesiedelte »Seven Heads Bar« genießt unter Hamburgern einen guten Ruf und das nicht nur, weil sie als einzige Bar Sitzplätze direkt am Alsterfleet bietet. Das Raum-im-Raum-Konzept – die hohe, quadratische Bar erweckt den Eindruck, als sei sie nur mit einem halbtransparenten Vorhang von der Lobby abgetrennt – wirkt schick und edel, die Beleuchtung stimmt. Grasgrüne Sessel symbolisieren vierblättrige Kleeblätter, rot-orangene Lampen den Sonnenaufgang, sieben Buddhaköpfe auf dem Regal das Glück. Diese Symbolik erklärt uns E., einer der Barkeeper, der wie sein Kollege A. genauso offen und kommunikativ ist, wie man sich einen Barkeeper wünscht, und der dazu noch super mixen kann. Für Cocktails gibt es eine Tageskarte und wir folgen der Empfehlung der Keeper. Holla, die Waldfee – der Germano Mexicano hat eine ordentliche Portion Mescal intus, den 40-prozentigen Agavenschnaps muss man schon mögen. Mein Old Cuban mit Champagner, Bacardi und Angostura schmeckt da schon gefälliger. Beim zweiten Drink meiner Begleitung, einer Eigenkreation mit dem schönen Namen R.I.P., mixt A. so viel davon, dass ich auch noch ein halbes Glas abbekomme. Nach diesem Getränk mit Tequila, Gin, Wodka, Triple Sec und verschiedenen Säften sehe ich meine Erwartungen und Hoffnungen gänzlich erfüllt und begebe mich beglückt zu Bett.
Wertung: sehr gut
Silence!
Auf jeden Fall ruhig möge mein Zimmer liegen – darum hatte ich bei der Reservierung gebeten. Dass ich wegen des weichen Duvets schlecht schlafe, dafür kann das Hotel nichts. Dass auf den beiden Baustellen seitlich und gegenüber dem Hotel bereits vor sechs Uhr der Arbeitstag beginnt: auch »dafür nich«. Aber wenn ich schon um ein ruhiges Zimmer bitte, muss man mich nicht ganz ans Ende des Schlaftraktes legen, wo ich dem Baustellenlärm am nächsten bin.
26/10, 10:00
Petit déjeuner mit großen Lücken
Oh là là! – Der Duden umschreibt diesen Begriff als Ausruf der Anerkennung, das Pons Französischlexikon übersetzt ihn mit »au Backe«. Ein Oh là là für das Frühstück im Sofitel Alter Wall kann also vieles bedeuten. Ich hätte sowie eher für »so lala« votiert und ein Gast nennt das 34 Euro teure Frühstück auf TripAdvisor schlicht »Abzocke«. Französische Opulenz sucht man auf diesem Buffet tatsächlich vergebens. Ja, es gibt eine überdurchschnittliche Auswahl französischer Käse, wunderbar kräftiges Brot mit so lautmalerischen Namen wie »Niebüller Knust«, eine Stiege mit Äpfeln vom Alten Land, gute Säfte und (deutschen) Sekt. Es gibt Fleischsalat und Couscous-Salat in Weckgläschen und eine Frontcooking-Station für Eierspeisen. Aber das war es im Großen und Ganzen auch schon an Hervorhebenswertem. Die Auswahl an Schinken und Aufschnitt ist eher nicht so dolle, Obstsalat und aufgeschnittenes Obst sehen zwar schön aus, schmecken aber alle gleich (Convenience?), Butter wird lediglich in einer Variante angeboten, laktose- und glutenfreie Produkte nur auf Anfrage/Vorbestellung. Wer warme Speisen zum Frühstück bevorzugt, darf wählen zwischen Bratkartoffeln und Baked Beans, Würstchen, Speck und Grilltomaten. Ein Porridge kann ich bestellen, obwohl das Cerealienbuffet ohne Haferflocken auskommt. Roastbeef? Fehlanzeige. Kuchen? Fehlanzeige. Nur Croissants, na klar, und die üblichen Blätterteigteilchen. Am Eingang zum Restaurant werde ich zimmernummermäßig abgehakt und sitze dann erst einmal ein Weilchen unbehelligt an meinem Tisch. »Ach – sitzen Sie schon länger hier?« fragt eine der Servicedamen erstaunt, als ich mich schließlich erhebe und sie um ein Heißgetränk bitte. Dem jungen Azubi, der verschüchtert herumsteht, möchte man Beine machen, aber man kann ihm auch irgendwie nicht böse sein. Zeigt dem Jungen doch, wie guter Service geht, Mädels, und freut euch, dass noch welche den Beruf ergreifen!
Wertung: befriedigend
Remake: Soweit bon
Das Bett ist ordentlich gemacht, der Boden gesaugt, die Vorhänge sind aufgezogen. Das benutzte Geschirr wurde gespült, das Geld auf dem Nachttisch nicht angerührt. Kleidung und Schuhe zu ordnen scheint keine Vorgabe für die Housekeeper zu sein. Hierzu gibt es unterschiedliche Meinungen – genauso wie dazu, ob im Bad die Gästekosmetika aufgeräumt werden sollten. Aber wie, bitteschön, will man putzen, wenn kreuz und quer über den Waschtisch Sachen verstreut sind? Zurück zu meinem Bad. Es ist sauber und sogar die Toilettenschüssel wurde gereinigt, das Handtuch auf dem Halter blieb ordnungs-
gemäß hängen. Nur das Fläschchen mit Body Lotion wurde nicht ersetzt.
Wertung: gut
Front Office / Concierge: Très charmant
Theaterkarten? Kein Problem. Ladekabel? Dito. Das Auto waschen lassen? »Können wir gerne in Auftrag geben, kostet aber um die 100 Euro. Mein Tipp: 200 Meter von hier ist eine Tankstelle mit Waschstraße.« Chefconcierge D. ist herzlich, hilfsbereit und dabei auf dem Teppich geblieben. Ein richtig Netter. Im Gegensatz zu seinen Mitarbeitern (siehe Check-in und Check-out) ist auch Empfangschef E. très charmant. Allerdings will er mir unbedingt eine Mitgliedschaft im Accor Treueprogramm »Le Club« verkaufen. Als ich bei Herrn E. eine zweite Person für die Übernachtung anmelde und mich nach den Zusatzkosten erkundige, lässt er die zehn Euro großzügig unter den Tisch fallen. Merci bien!
Wertung: sehr gut
Sicherheit: À la bonne heure
Fluchtwegepläne, Feuerlöscheinrichtungen, Brandschutzhinweise – alles vorschriftsmäßig. Auch der Notrufknopf im Spa funktioniert (siehe nächstes Kapitel). Es gibt einen Türspion, Notfallpläne und die Zimmer der oberen Stockwerke sind per Aufzug nur mit Karte erreichbar (Stockwerk 1 und 2, in denen Zimmer und Veranstaltungsräume liegen, jedoch auch über eine Treppe). Auf den Türen zu den Fluchttreppenhäusern weisen Schilder darauf hin, dass man aus ihnen nicht mehr in die Etagen zurückkommt. Und der Housekeeping-Mitarbeiter bedauert, mir mein Zimmer nicht aufschließen zu dürfen: »You go reception for Schlüssel!« Eine Ersatzzimmerkarte erhalte ich am Empfang zwar nur gegen Angabe meines Namens, aber den könnte ich ja auch irgendwo aufgeschnappt haben. Da ich keine Ausweispapiere bei mir habe, müsste Herr C. zumindest noch eine weitere Angabe aus dem Anmeldeformular überprüfen.
Wertung: gut
»Seagull Spa«: Rien ne va plus am frühen Morgen
»Auf dem Weg zum Hauptpool durchschwimmen die Gäste einen Canyon mit Wasserfall.« Wow! Das klingt grandios! Ob der Website-Texter je die »Strecke« des sich schmal schlängelnden Poolchens zum überschaubaren, quadratischen Becken zurückgelegt hat? Auch ohne derlei Übertreibungen ist das »Seagull Spa« im Untergeschoss des Hotels mit seinen Öffnungszeiten von 6:30 bis 22 Uhr eine interessante Offerte. Aus der zur Verfügung stehenden Fläche haben die Gestalter das Beste herausgeholt: einen Fitnessraum, der sogar über Tageslicht verfügt, einen Empfang, den Pool, an dessen Seite erhöht einige Liegen stehen, zwei Behandlungsräume und einen Saunabereich. Aus der Not haben sie eine Tugend und das Dunkle zum Gestaltungsprinzip gemacht. Schwarz und Grau werden durch schimmerndes Türkis aufgehellt, aber an Platzangst sollte man hier unten doch besser nicht leiden. Vor allem nicht im schwarz gestrichenen Mini-Ruheraum mit seinen vier Liegen. Tipp: Kopfhörer aufsetzen und Augen schließen, dann geht’s. Das Dampfbad ist defekt und auf so unabsehbare Zeit geschlossen, dass es sogar aus dem offiziellen Spa-Angebot herausgenommen wurde. Instandsetzungsstau im Sofitel? Auch ein Laufband geht nicht und die Seitendüsen der Dusche spritzen in alle Himmelsrichtungen. Aber ansonsten ist dieses Spa auf seine ganz eigene Weise attraktiv. Und es gewinnt noch einmal enorm durch Frau B., die Spa-Rezeptionistin. Sie begrüßt, führt herum, berät, terminiert Behandlungen und ist dabei ununterbrochen gut gelaunt. Eine Seele von Mensch und ein Segen für dieses Spa. Da Frau B. nachmittags und abends Dienst tut, ist es jedoch ihre Kollegin J., bei der ich morgens zusammenklappe. Zumindest tue ich so und drücke um 6.45 Uhr den Sauna-Notrufknopf. Ab 6.30 Uhr ist die Sauna benutzbar und ich bin zu diesem Zeitpunkt allein. Keine Minute später »rettet« mich J. – sie hilft mir aus der Sauna und leitet Erste-Hilfe-Maßnahmen ein. Setzt mich vors Kneippbecken, legt mir einen kalten Lappen auf die Stirn, lässt mich Wasser trinken und Wechselfußbäder machen. Kompliment. Dass ich wegen der Baustelle kaum geschlafen habe (meine Begründung für den Kollaps und in der Sache durchaus wahr), erbost J. so, dass sie diese Information telefonisch an die Rezeption weitergibt.
Wertung: noch sehr gut
Rücken-/Fußreflexzonenmassage: KEINE Entspannung im Séparée
Mit eigenen Therapeuten will sich das Hotel nicht belasten. Also arbeitet man mit Freiberuflern, die auf Abruf ins Haus kommen. Das macht die Planung schwierig und es wirkt unglaubwürdig, wenn »Kosmetik bis nächste Woche ausgebucht« ist, aber die beiden Behandlungsräume fast immer leer (und offen) stehen. Frau B. gibt nicht eher Ruhe, als bis sie mir meine Wunschbehandlung – eine Stunde Massage von Rücken und Fußreflexzonen – organisiert hat. Behandelt werde ich von einer veritablen Heilpraktikerin, die ihre Sache gut macht, aber etwas »maulfaul« ist. Leider kann ich nicht wirklich entspannen, da die satinierte Glastür keinerlei Schallschutz bietet und ich sämtliche Gespräche, die an der Spa-Rezeption geführt werden, mithören muss. Von der zu lauten Musik aus dem Fitnessraum ganz zu schweigen. Zudem ist die Gesichtsöffnung der Liege sehr klein und das Kopfteil nicht absenkbar, sodass in Bauchlage mein Kehlkopf gegen die Liege drückt. Dafür sind 90 Euro definitiv zu teuer.
Wertung: mangelhaft
Message-Transfer: Keine Petitesse
Einem Anrufer wird korrekterweise meine Zimmernummer nicht preisgegeben. Die dringende Nachricht soll mir über den TV-Bildschirm vermittelt werden. »Wenn der Gast den Fernseher anmacht, sieht er die Nachricht«, wird meinem Anrufer erklärt. Und wenn der Gast den Fernseher nicht anmacht? Ich mache ihn an und sehe – nichts.
Wertung: mangelhaft
19:30
»Ristorante Ticino«: Ohne Finesse
Profitable Hotelgastronomie ist ein schwieriges Thema. Zumal mitten in Hamburg, wo das Hotel von Restaurants und Kneipen jeglicher Couleur umgeben ist. Die Räume des früheren Bistros hat das Sofitel an die Nachbarn verpachtet, die Vinothek wird nur noch für Veranstaltungen genutzt, das Café dient als Experimentierwiese für die Azubis. Und das Restaurant »Ticino«? Ist am Abend gähnend leer, wir sind für eine ganze Weile die einzigen Gäste. Und wie so oft gilt: Wo wenig zu tun ist, wird noch weniger getan. Soll heißen, die beiden Damen vom Service sind immer wieder für längere Zeit verschwunden. Wenn sie da sind, sind sie allerdings sehr freundlich. So dürfen wir beispielsweise die in Frage kommenden Rotweine probieren, bevor wir uns entscheiden.
Die Küche grüßt mit einem feinen Rindertatar auf Guacamole, außerdem gibt es zweierlei frisches Baguette mit Butter und Meersalz vorab. Der Cappuccino vom Hokkaido-Kürbis mit steirischem Öl ist ein Gedicht und auch meine Begleitung ist mit ihrem Rindercarpaccio mit Parmesanmousse und Tomatenmarmelade heureux. Ich probiere es, mag aber das aufdringliche Trüffelöl daran nicht. Die Entenbrust zum Hauptgang (mit Kürbisvariation und Gnocchi) könnte etwas mehr rosa sein, mein Entrecôte ist vom Gargrad her super, nur gänzlich ungewürzt. Dazu gibt es Wurzelgemüse und Rosmarinkartoffeln. Zum Dessert teilen wir uns eine »Geschmorte Pflaume mit Vanille-Crème fraîche«, was sich als Reinfall erweist. Die Pflaumen sind unreif und schmecken fad, die weißliche Sauce dazu klumpt und reißt auch geschmacklich die Sache nicht heraus. »Okay« sagt die Servicekraft, als sie das nur halb aufgegessene Dessert abräumt und ich ihr sage, dass es uns nicht geschmeckt hat. Reklamationshandling geht anders. Die Namen der bistrobeschürzten Mitarbeiterinnen sind auf den schmalen Messingschildchen nicht lesbar, was im Übrigen auf die Namensschilder aller Mitarbeiter des Sofitel zutrifft. Dann kann man das mit den Namensschildern auch lassen. Auf der Rechnung finde ich einen nicht bestellten dritten Prosecco, ohne diesen beläuft sich der Betrag auf 141,90 Euro.
Wertung: noch befriedigend
Schuhputzservice: Incroyable
»Ich freue mich, dass ich Ihre Schuhe putzen durfte.« Wirklich? Vorsichtshalber wird das Schuhputzformular, auf dem der Schuhputzer seine Unterschrift unter diesen Satz setzen soll, nicht mit den Schuhen zurückgegeben. Das ist auch besser so. Denn unsere Schuhe wurden einfach nur fett mit Schuhcreme eingerieben und so retourniert – klebrig-stumpf und noch immer schmutzig. Zum Glück gibt es ein Schuhputztuch im Schrank.
Wertung: mangelhaft
Weckruf: Einmal mehr Bonjour
»Bonjour, es ist sechs Uhr fünfzehn, dies ist Ihr Weckruf.« Auf mein »Vielen Dank« folgt noch ein »Bitteschön« und – klack – ist der Hörer aufgelegt. Ich verstehe ja, dass beim Wecken keine Zeit zum Schwätzen bleibt, aber den Gast beim Namen zu nennen, ist eine ebenso schöne Geste wie sich mit dem eigenen zu melden. Und um einen schönen Tag zu wünschen, bleibt eigentlich immer Zeit.
Wertung: befriedigend
27/10, 08:00 Uhr
Zimmerfrühstück: À la minute
Wer auch immer in der Nacht die Schuhe eingesammelt hat, hat die ausgehängte Frühstückskarte übersehen. Frau P. vom Roomservice, die ich um kurz nach sieben anrufe, ist das sehr peinlich. Sie holt die Karte ab und klopft – ob sie das Frühstück vielleicht gleich herrichten solle? Es bleibt bei 8 Uhr. Obwohl ich das Frühstück nur für eine Person bestellt habe, ist der Wagen für zwei gedeckt – auch mit zwei Smoothies und zwei Gläsern Orangensaft. »Weil doch das Zimmer laut Liste mit zwei Personen belegt ist«, erklärt die aufmerksame Frau P. Berechnet hat sie das Zimmerfrühstück aber nur für eine Person – mit 34 Euro kostet es eh genug und genauso viel wie im Restaurant. Bis auf den Dosenobstsalat ist alles bestens, die Tageszeitung und zwei Sofitel-Marshmallows sind eine nette Aufmerksamkeit.
Wertung: noch sehr gut
Check-out: Ohne Bravour
Ob Frau S. mich gesehen hat? Ich sage laut und deutlich »Guten Morgen«, woraufhin Frau S. sagt »Ich bin gleich für Sie da«, ohne auch nur den Blick von der Tastatur zu heben. Frau M. springt ein, eine aparte Spanierin, die strahlend fragt: »Haben Sie gut geschlafen?« Leider spricht Frau M., offenbar eine Praktikantin, eigentlich gar kein Deutsch. Das stellt sich heraus, als ich auf ihre Frage etwas harsch mit »Nein« antworte. Frau M. schaut mich ratlos an, und endlich reagiert Frau S. und kümmert sich um mich und meine Rechnung. Der Minibarverzehr der vergangenen Nacht geht, da nicht abgefragt, auf Kosten des Hauses, auch ein Frühstück à 34 Euro, das anscheinend nicht aufgebucht wurde. Ohne diese Posten hat mein zweitägiger Hotelaufenthalt 808,20 Euro gekostet. Frau M. überreicht mir einen Bildband über Hamburg, strahlt wieder und sagt: »Für dich!« Jetzt ist es an mir ratlos zu schauen. Frau S. checkt den Computer und meint: »Weil Sie wegen der Baustelle so schlecht geschlafen haben.« Danke, J. aus dem Spa.
Wertung: mangelhaft
Café: Aus der Bredouille
Vor meiner Abreise trinke ich im Hotelcafé noch einen Espresso. Herr A. – in den letzten Zügen seiner Ausbildung – erzählt mir begeistert von dem Experiment der Hotelleitung, die Führung des Cafés komplett den Auszubildenden zu überlassen. Bei Azubis wie dem smarten, aufgeweckten Herrn A. ist so etwas sicherlich kein Problem. Schade, dass auch er, wie so viele, der Hotelbranche nach seiner Ausbildung nicht treu bleiben will. Als ich erzähle, mein Tiefgaragenparkticket wohl versehentlich entsorgt zu haben, begleitet mich Herr A. zur Rezeption und stellt mir – ohne Rücksprache mit einem Verantwortlichen – ein Einmal-Ausfahrticket aus. Ich weiß die Geste zu schätzen, doch dem Hotel entgehen so mal eben rund 60 Euro an Parkgebühren.
Lost & Found: Perdu
Fünf Versuche braucht es, bis mein Anruf im Hotel – von einem Telefoncomputer zigmal weitergeleitet und immer wieder abgebrochen – endlich bis zur Rezeption durchdringt. Das nervt. Statt des freundlich versprochenen Rückrufs erhalte ich eine E-Mail der Hausdame: Die auf dem Nachttisch »vergessenen« Silberohrringe wurden leider nicht gefunden.
Wertung: mangelhaft
Bilanz
Was blieb bei mir haften von diesem Hotelbesuch? Verärgerung über An- und Abreise, Wohlgefallen an gelungenem Design, Freude über ein bequemes Sofa im Hotelzimmer. Staunen über die Extravaganz des Spa, Respekt für die Einsatzfreude der Mitarbeiterinnen dort, Enttäuschung über die verunglückte Spa-Behandlung. Eine gerunzelte Stirn bezüglich des Frühstücks, ein breites Lächeln für die Barkeeper, ein Kopfschütteln über den Schuhputzservice. In Summe also einmal die ganze Bandbreite von Emotionen und Empfindungen – aber letztlich keine Begeisterung in Gänze für das Sofitel als Luxushotel. »Life is magnifique in Hamburg«? Das ist es ohne Zweifel – im Sofitel aber nur mit Abstrichen.
Gesamteindruck: 60 %
Testurteil: befriedigend
100-81 sehr gut; 80-61 gut; 60-41 befriedigend; 40-21 mangelhaft; 20-0 ungenügend. Der Gesamteindruck ist nicht das arithmetische Mittel; die Check-Bereiche sind unterschiedlich gewertet!