Um seine jüngste Hotelentwicklung zu überprüfen, startete Adina unter dem Namen „MM:NT Berlin Lab“ ein Testhotel. Über die sozialen Medien wurden die Zielgruppen Z und Y zum Probewohnen geladen.
Musterzimmer sind bekanntlich nichts Außergewöhnliches, wenn Hotelgruppen neue Marken entwickeln. Dass eine Marke aber gleich ein ganzes Hotel zum Testen freigibt, ist durchaus bemerkenswert. Unter dem Arbeitstitel „MM:NT Berlin Lab“ haben die Adina Apartment Hotels im Frühjahr ein in sich geschlossenes Sechs-Zimmer-Hotel eröffnet, in dem reale Gäste die verschiedenen Zimmereinheiten und Angebote des Hauses bis Ende Juni testen und bewerten konnten. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, die Marke schneller auf den Markt zu bringen und die Gästewünsche besser umzusetzen als bei herkömmlichen Projektentwicklungen. Ins Auge gefasst hat die Gruppe dabei vor allem die Generationen Z und Y. Deshalb hat Adina bislang auch ausschließlich im Internet und in den sozialen Netzwerken für das Hotelprojekt geworben.
Matthias Niemeyer, Senior Director of Development Adina Europe, erklärt den Schritt so: „In den vergangenen Jahren haben wir in Zusammenarbeit mit unserem Lab-Partner Häfele und unseren Designern eine sich ständig weiterentwickelnde Sammlung von Räumen zum Verweilen, Arbeiten und Spielen kuratiert. Gemeinsam arbeiten wir daran, die drei Zimmertypen noch vor der Eröffnung für die Gäste zu verfeinern.“ Der Name „MM:NT“ steht für das Wort „Moment“. Das Konzept sieht vor, alles Überflüssige zu verbannen und sich auf das zu konzentrieren, was für moderne Reisende wichtig ist: bequeme Betten, Stauraum, eine gute Dusche und nachhaltige Materialien. Verwendet wird viel Holz, aber auch recycelter Kunststoff. Aus Letzterem bestehen beispielsweise Hocker oder die fließenden Vorhänge, die teilweise als Raumteiler oder als Schranktürenersatz für offene Garderoben eingesetzt werden. Die Website und die App des „MM:NT Berlin Lab“ werden mit Blick auf den digitalen Fußabdruck des Hauses vollständig mit grüner Energie betrieben.
Bei Bedarf Upgrade-Boxen
Das Minihotel hat einen separaten Eingang, der sich per Handy-App öffnen lässt, die gleichzeitig zum Ein- und Auschecken dient. Im multifunktionalen Eingangsbereich befindet sich ein Bartresen mit Hockern, der zum geselligen Miteinander einladen soll.
Grundsätzlich herrscht in der Lobby Lounge-Charakter. Rechts der Eingangstür befinden sich große Spinde, deren Funktion sich noch in der Testphase befindet: „Sie könnten zur Gepäckaufbewahrung dienen, aber auch als Zwischenlager für Lieferdienste, bei denen der Gast etwas bestellt hat“, sagtq Niemeyer. In weiteren verschließbaren Upgrade-Boxen im Haus sind Dinge des täglichen Gebrauchs untergebracht, wie Haarföhne oder Bügeleisen. Gäste können diese bei Bedarf ausleihen. Die Boxen lassen sich ebenfalls über die App öffnen.
Zimmer mit und ohne Küche
Die sechs Apartments und Zimmer im „MM:NT“ starten mit der Kategorie „Little“. Dazu zählen reine Hotelzimmer mit einer Größe von elf bis 13 Quadratmetern. Die Räume der Kategorie „Middle“ sind 18 bis 20 Quadratmeter groß. Die größte Einheit, das Apartment „Big“ für bis zu fünf Gäste hat eine Fläche von 25 Quadratmetern. In den Kategorien Middle und Big sind Kitchenettes inkludiert. Dazu gehören Herdplatte, Spüle und Kühlschrank. Für Gäste der Little-Zimmer gibt es eine gemeinsame Küche mit Sitzgelegenheiten, Geschirr, Kühlschrank, Wasserkocher und Spülmaschine – jedoch ohne Herdplatte und noch ohne Mikrowelle. „Wir werden nach den Tests und den Kommentaren der Gäste entscheiden, ob eine Mikrowelle benötigt wird“, so Niemeyer. Die Gäste sollen sich ein Frühstück oder eine kalte Mahlzeit zubereiten können. Gefahren, wie durch ein Feuer, und zu große Verschmutzung sollen vermieden werden.
"Gemeinsam arbeiten wir daran, die drei Zimmertypen noch vor der Eröffnung zu verfeinern."
Matthias Niemeyer, Senior Director of Development Adina Europe
In den Middle-Apartments wurden die Kitchenettes an unterschiedlichen Stellen platziert, teils als Zeile, teils als Ecklösung. Besonders smart ist die Raumaufteilung des 25 Quadratmeter großen Big-Apartments. Dort findet eine vierköpfige Familie bequem Platz. Sie kann sich um einen großen Esstisch mit Eckbank verteilen, ein Schlaftrakt ist abgetrennt. Somit könnten Kinder auch schon früher ins Bett gebracht werden, während sich die Eltern später im Wohnbereich ein Wandbett ausklappen.
Mood Boards statt Fenster
Ein weiteres Experiment im Berliner „MM:NT“ ist die Fensterlosigkeit einiger Einheiten. Die Räume können über Mood Boards jedoch so ausgeleuchtet werden, dass das fehlende Tageslicht sozusagen ersetzt wird. „Ich habe während des Internationalen Hotelforums IHIF in einem dieser Zimmer übernachtet, das fehlende Fenster hat mich überhaupt nicht gestört“, sagt Niemeyer – wohlwissend, dass solche Zimmer aus Fluchtweg-Gründen in Deutschland nicht überall gestattet sind.
Für die Ausstattung der Räume hat Adina mit Häfele Hospitality Solutions zusammengearbeitet. Thomas Leib, Head of Häfele Hospitality Solutions, Strategy & Business Development, sagt: „Unser Antrieb für die intensive Zusammenarbeit ist, neue Maßstäbe für die Gestaltung und Nutzung von Räumen in der Hotellerie zu setzen. Dabei war die Implementierung einer ganzheitlichen Gäste- und Betreiberlösung für Häfele von großer Bedeutung, um den Aufenthalt der Gäste zu individualisieren und die Effizienz des Betreibers zu steigern. Auf die Ergebnisse aus dem Markt sind wir sehr gespannt.“
Über Social Media beworben
Die Buchungsseite des „MM:NT Berlin Lab“ wurde im Januar 2024 für die Gäste geöffnet, die sich über soziale Kanäle für die Testphase angemeldet hatten. Aufenthalte zwischen ein und drei Nächten waren innerhalb weniger Stunden ausgebucht. Seit dem Ende der Testphase hat das Mini-Hotel am 1. Juli für zahlende Gäste geöffnet. Um das Wachstum neuer Hotels zu unterstützen, ist das Development Team von Adina auf der Suche nach weiteren Standorten in Europa. „MM:NT“ eigne sich aufgrund seine Flexibilität vor allem für Konversions- und Bestandsimmobilien.