Hoteltest im Steigenberger Frankfurter Hof Die Luxus-Luft wird dünner

Im Hoteltest von Tophotel wurde das Steigenberger Hotel Frankfurter Hof mit 70% bewertet. © Deutsche Hospitality

Seit 1876 residieren Gäste im Steigenberger Frankfurter Hof, mitten in der historischen Altstadt der Mainmetropole. Auf »eines der besten Hotels der Welt« sollen sich Gäste bei einem Aufenthalt freuen können, verspricht das Marketing. Dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine Lücke klafft, zeigt der zweitägige Test in dem Flaggschiffhotel von Deutsche Hospitality.

Sa, 04/02, 16:55 Uhr: Telefonische Reservierung

Nein, wenn ich am Samstag in einem Hotel anrufe, möchte ich nicht erst am Montag zurückgerufen werden. Ich kann schließlich nichts dafür, dass die Reservierungsabteilung am Wochenende nicht besetzt ist. Und ich habe nun einmal genau jetzt Zeit, mich hinsichtlich einer Buchung beraten zu lassen.

Sofort erklärt sich Frau W. bereit, selbst die Verfügbarkeiten abzuklären. Es geht doch. Gibt es vielleicht ein besonderes Arrangement über Ostern? »Leider nein«, antwortet die sympathisch klingende Rezeptionistin und bietet mir von Karfreitag bis Ostersonntag zwei Zimmerkategorien an, deren Preisunterschied von rund 100 Euro (254 für das Superior und 349 Euro für das Grand Deluxe, jeweils inklusive Frühstück) sie wie folgt begründet: »Die teureren Zimmer sind frisch renoviert.«

Meine Fragen zu Spa und Restaurants beantwortet die Mitarbeiterin zuvorkommend und kompetent, dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass unser Gespräch eher der Höflichkeit geschuldet ist als dem Bestreben, ein Zimmer über die auslastungsschwachen Osterfeiertage zu verkaufen. So nimmt es mir Frau W. auch nicht übel, als ich mich ohne Buchung verabschiede und wünscht mir ein schönes Wochenende. Die tatsächliche Reservierung zu meinem Aufenthalt habe ich lange zuvor online getätigt.

Hoteltest: gut

Internet-Präsenz / Online-Buchung

In der Luft biegt die Kamera um eine Häuserecke und fährt auf das imposante Gebäude des Frankfurter Hofs zu. An sich ein aufsehen- erregender erster Eindruck, den die Homepage dem User via Film vermittelt. Wäre da nicht irgendwo der Ton zum Bild verschütt gegangen und wäre das stumme Video in der Folge nicht so altbacken. Ein zweiter Film ist viel zu lang, ähnlich langweilig und mit schwülstigen Texten unterlegt.

Auch das Web-Design wird der Exklusivität des Hauses nicht gerecht, drei Schreibfehler auf der Startseite sind zudem etwas peinlich. Wer Informationen sucht, wird auf der Homepage des Frankfurter Hofs allerdings fündig – in großer Fülle und zu jedem Thema. Das Spa und das asiatische Restaurant haben zudem Microsites.

Hoteltest: befridigend

Lage / Anreise

Die Hochhaustürme des Bankenviertels, Oper, Schauspielhaus und Städel, Altstadt, Paulskirche, Römer und die Shoppingmeile Zeil – alles liegt fußläufig zum Kaiserplatz. Auch von und zum Hauptbahnhof könnte man zu Fuß laufen. Seit 1876 tummeln sich illustre Gäste – von Thomas Mann über die Rolling Stones bis zum Dalai Lama – im Frankfurter Hof, der 1961 mit 460 Zimmern gar als größtes Hotel Deutschlands galt.

Wo damals die Gäste wohl alle geparkt haben? Denn auch heutzutage, wo sich das Haus auf 303 Zimmer und Suiten gesundgeschrumpft hat, ist das Parkproblem ein leidiges. Über eigene Parkplätze verfügt das Hotel nicht. Wer mit dem Wagen anreist, muss diesen wohl oder übel im öffentlichen Parkhaus in der Bethmannstraße abstellen, was mit 20 Euro pro Nacht zu Buche schlägt.

Als ich am Hotel ankomme, ist die Vorfahrt von geparkten Wagen blockiert, das Einfahrtschild am gegenüberliegenden Parkhaus zeigt »belegt« und weder ein Portier noch ein Wagenmeister sind in Sicht. Was tun? Ich halte mit Warnblinker in zweiter Reihe und steige die breite Treppe hoch ins Foyer.

Dort stoße ich auf einen uniformierten Hoteldiener, der nach meinen Wünschen fragt. Auch taucht ein jugendlicher, in Mantel und Zylinder gewandeter Portier auf, der sich meine Autoschlüssel aushändigen lässt und – nachdem mein Gepäck entladen ist – das Parken übernimmt. Ein etwas holpriger Einstieg in meinen zweitägigen Aufenthalt.

Hoteltest: gut

Mo. 23/01, 14:25 Uhr: Check-in

Der strahlend lächelnde, distinguiert wirkende Empfangsmitarbeiter fragt nach einem Blick in den Computer, ob ich zum ersten Mal zu Gast sei. Dann wickelt er den Check-in-Vorgang zügig und äußerst charmant ab. An seiner Formulierung »Darf ich mir die Daten Ihrer Kreditkarte notieren?« könnten sich viele Kollegen ein Beispiel nehmen.

Nach einer kurzen Information zu Frühstücks- und Spa-Öffnungszeiten vergewissert sich Herr D., dass mein Gepäck in guten Händen ist und verabschiedet mich mit einem verbindlichen »Falls wir sonst nichts mehr für Sie tun können…?«

Einen Reminder zur vorab gebuchten Spa-Behandlung erhalte ich beim Check-in ebenso wenig wie eine Bestätigung der Restaurantreservierung. Und den schönen Brauch, den Gast zum Zimmer zu begleiten, pflegt man hier leider ebenfalls nicht. Was wo ist und wie funktioniert, muss ich selbst herausfinden. Denn auch der Page, der mein Gepäck abliefert, erkundigt sich lediglich, ob ich mit dem Zimmer zufrieden sei.

Hoteltest: gut

Zimmer 406

279 Euro ohne Frühstück kostet mein Einzelzimmer, das zwar »Superior« heißt, aber zur Einstiegskategorie gehört. Nichtsdestotrotz offeriert auch die günstigste Kategorie, wie es sich für ein Fünf-Sterne-Haus gehört: »luxuriösen Komfort« und das »in traditionellem Décor«. Während ich Letzteres vollumfänglich bestätigen kann, fehlt mir zu Ersterem doch einiges.

Der Fußhocker zum Sessel beispielsweise oder die Möglichkeit, sich ein Heißgetränk zuzubereiten. Beides wird erst in höheren Kategorien angeboten. Zur Grundausstattung eines jeden Refugiums gehört meiner Meinung nach auch eine funktionale Leseleuchte am Bett. Doch bleiben wir fair: Zimmer 406 präsentiert sich mit 25 Quadratmetern als komfortables Einzelzimmer, das durch seine luftige Höhe an Großzügigkeit gewinnt.

Das 160 Zentimeter breite Boxspringbett erweist sich als ebenso bequem wie der Sessel, die Farbgebung in Beige- und Nougattönen wirkt zeitlos unaufgeregt. Schnickschnack fehlt in diesem Zimmer gänzlich – es gibt die guten alten Kippschalter und eine Klimaanlage. Musikanlage oder gar i-Docking-Station? Gibt es nicht. Und mit der Beleuchtung lässt sich wirklich kein Blumentopf gewinnen.

Nur die Decken-Downlights im Flur geben ausreichend Licht, auch für den Schrank. Doch bei den Lampen im Zimmer weiß man gleich, woher der Begriff »abschirmen« kommt. Jedenfalls ist die Lichtsituation mit eingeschalteten Deckenlampen ungemütlich, ohne diese funzelig. Der einzeln stehende Schreibtisch ist nicht allzu vollgestellt, sodass sich daran arbeiten lässt. WLAN ist bis maximal 1 Mbit/s gratis, High Speed kostet fünf Euro für 30 Minuten oder acht Euro pro Tag.

Zwar freut sich der Hoteldirektor in der Gästeinformation über die Anwesenheit des Gastes (»Schön, dass Sie da sind!«), der guten Sitte, dieser Freude mit einem kleinen Welcome – Obstteller, Praline oder ähnlichem – Ausdruck zu verleihen, folgt er jedoch nicht. Eine Flasche Wasser wird erst am Abend beim Turndownservice ans Bett gestellt.

Der Schrank im Flur hat eine Kofferbank und ausreichend Stauraum für Kleidung und Schuhe. Es gibt sogar eine Garderobe mit drei Haken. Im Schrank finden sich ein unansehnlicher Safe, neun unterschiedliche Bügel sowie die üblichen Wäsche- und Schuhputz-Amenities. Der große Flatscreen steht auf dem Minibarmöbel und ist so von Bett und Sessel aus gut zu nutzen.

Der Inhalt des Kühlschranks taugt nur bedingt für einen Schwips: zwei Fläschchen Heineken sind darin das einzig Alkoholische. Dafür gibt es Stylisches ohne, wie die Bio-In-Getränke »Lemonaid« und »ChariTea« oder Ananas- und Bananen-Chips, ebenfalls in Bio-Qualität. Gesalzen sind die Kartoffelchips und die Preise – eine Cola (0,2 l) kostet sechs Euro, 40 Gramm Chips 7,50 Euro.

Das Zimmer scheint auf den ersten Blick gut instandgehalten und sauber. Die genauere Überprüfung jedoch fördert Staub auf dem Betthaupt, den Bilderrahmen und Telefonen zutage, bröseligen Kitt am Fensterrahmen, einen Schokoladentaler unter dem Bett und einen Papierkorb, dessen Inneres klebrig ist. Und genau da, wo die Bettdecke umgeschlagen ist, prangt auf ihrem Bezug ein deutlich sichtbares, ausgefranstes Loch. Den gelblichen Fleck auf dem Inlett sieht man wenigstens nicht gleich.

Hoteltest: befriedigend

Bad

Schwarz-weiß wirkt immer edel. Und so hat das kleine Bad mit seinen weißen Fliesen, den schwarzen Marmoreinlegern und dem schwarzen Granitwaschtisch eine ansprechende Anmutung. Luxuriös ist es jedoch nicht zu nennen, dazu fehlen Handtuchwärmer und separate Dusche, vom separaten WC ganz zu schweigen.

Statt der mittlerweile in gehobenen Hotels standardmäßigen Regendusche gibt es hier noch die klassische Brausearmatur. Als erfreulich gut erweist sich die Beleuchtung von oben und zu beiden Seiten des Waschtischs. Auch bietet dieser reichlich Ablagefläche. Sehr angenehm: das große Badelaken und die wohlduftenden Guest Amenities von Aigner – farblich passend in Schwarz-weiß.

Kunstvoll gefaltet hängt ein Bademantel aus Waffelpikee am Bügel, Badeschlappen finden sich im Kleiderschrank. Während die Toilettenbürste in klinischem Weiß erstrahlt, kann man das vom Abfluss der Toilette nicht behaupten. Auf dem Fußboden stört ein klebriger Fleck. Das Zahnputzglas ist nicht einwandfrei poliert, der Kosmetikspiegel angerostet und das Wasser im Waschbecken läuft nur langsam ab.

Hoteltest: befriedigend

14:25 Uhr: Housekeeping / Wäscheservice

Ich kreuze bei der einfachen Hose »Waschen« an und gebe das kurze, schlichte Strickkleid als »Pullover« in die Reinigung. Der Housekeeper, der die Sachen abholt, ist des Deutschen kaum mächtig und versichert sich nur des ausgefüllten Wäschezettels.

Beide Teile hängen am nächsten Abend um 18 Uhr an der Garderobe meines Zimmers – unter gemeinsamem Zellophan und mit einem geänderten Wäschezettel, der »ein Kleid mit langen Ärmeln« ausweist und 30 Euro für dessen Reinigung aufruft. Die gereinigte Hose, die eigentlich nur gewaschen werden sollte, schlägt mit 15 Euro zu Buche. Das sind – auch wenn man hier einen externen Service bemüht – stolze Preise.

Hoteltest: gut

15:50 Uhr: Tea-Time

Das Interieur ist stilvoll, die Blumendeko opulent, der Lounge-Bereich am Nachmittag gut besucht. Zum »Royal High Tea« in der altehrwürdigen Autorenbar habe ich zwei Erwachsene angemeldet – und eine temperamentvolle Zweijährige. Während für mich und meinen Besuch einer der niedrigen Couchtische eingedeckt wurde, bleibt Klein-Greta außen vor – es gibt für sie kein Kinderstühlchen und keine wie auch immer geartete, kindgerechte Aufmerksamkeit.

Die Gäste von morgen scheinen hier heute eher eine Ausnahme zu sein. Wir werden zuvorkommend, aber nicht aufmerksam genug bedient. Nach dem Erscheinen meiner Gäste dauert es zehn Minuten, bis der Champagner an den Tisch kommt, weitere 25 Minuten bis zum Tee und dann noch einmal zehn Minuten, bis endlich auch die Etagere mit Leckereien vor uns steht – obwohl angeblich alles vorbereitet war. 35 Minuten sind eine lange Zeit für ein kleines Kind.

Doch was sich da auf der Etagere türmt, begeistert Groß und Klein gleichermaßen: Stückchen von Frankfurter Schokotorte, Zitronen-Biskuit-Rolle und Käsekuchen sowie eine Himbeercreme im Glas. Auf Etage zwei finden sich Früchtebrot, zweierlei frisch gebackene, noch warme Scones, Clotted Cream und Himbeermarmelade. Und ganz unten schließlich eine Auswahl herzhafter Sandwiches mit Avocado-Aufstrich, Roastbeef und Lachs.

Die Etagere voller Köstlichkeiten stellt nicht nur eine Augenweide dar, sondern auch einen delikaten Schmaus. Das versöhnt wieder mit der wenig originellen Tee-Auswahl, der fehlenden Beratung, dem Einsetzen des Tees ohne Tea-Timer und dem nicht erfolgten Nachreichen des Getränks. 38 Euro kostet die Tea Time für eine Person inklusive Tee und Champagner, acht Euro die Extraportion Tee und 14,50 Euro das Extraglas Champagner.

Hoteltest: gut

Turndownservice 1. Abend

Ob es im Sinne des Hotels ist, die Bettdekoration auf dem Boden zu stapeln? Andererseits – wohin damit? Der Turndownservice, der in meiner Abwesenheit durchgeführt wird, erledigt neben dem Abdecken des Bettes das Notwendigste: Bettvorleger und Schlappen sind ausgelegt, die Vorhänge zugezogen, der Papierkorb geleert. Im Bad war ohnehin nichts zu tun. Zur Nacht gibt es einen hochwertigen Schokoladentaler und eine Flasche Wasser. Doch weder liegt die Frühstückskarte auf dem Bett noch die TV-Bedienung auf dem Nachttisch, auch der Schuhputzkasten ist nicht sichtbar platziert.

Hoteltest: gut

19:39 Uhr: Roomservice

Herr S. ist der lebende Beweis dafür, dass man auch am Roomservice-Telefon flirten kann. Nein, Rosé gibt es nicht offen, aber: »Ich werde im Oscar’s einen schönen Rosato für Sie organisieren.« Meiner Tatar vom Angusrind-Bestellung füge ich den Wunsch nach einem Schokoladentörtchen zum Nachtisch an, was S. goutiert mit einem schwärmerischen: »Mmmh, warm – mit einem flüssigen Kern – eine gute Wahl!«

Das macht Laune und genauso viel Lust aufs Essen wie die Room Service Karte. Diese wirkt mit ihren dicken Hochglanz-Seiten und den bunten Bildern zwar ein wenig wie aus dem Eis-Salon, aber auch sehr appetitanregend. Ihr 24-Stunden-Angebot ist klassisch, die Auswahl arabischer Mezze zur Vorspeise darin noch die außergewöhnlichste Offerte. Ansonsten stehen Frankfurter Würstchen und Clubsandwich, Pizza, Pasta, Burger, Schnitzel und Steaks zur Wahl. Erst zwischen Mitternacht und sieben Uhr morgens wird auch ein typisches vegetarisches Gericht – Gemüsecurry mit Tofu und Basmatireis – angeboten. Essen Vegetarier bevorzugt nachts?

Doch zurück zu Herrn S., der die Bestellung selbst serviert – kurz nach den angegebenen 20 bis 22 Minuten. Er strahlt, spricht mich mit Namen an und schiebt den Servierwagen in den Raum. »Ich mach’s mal so, wie ich’s selbst gern hätte« – und schwupps steht der Wagen vor dem Sessel, mit ausgeklapptem Seitenteil: »So ist es bequemer.«

Der nette Servicemann rückt alles zurecht, lässt sich die Rechnung unterschreiben (48,50 Euro inklusive acht Euro Etagenaufschlag) und wünscht einen guten Appetit. »Und bitte rufen Sie an, wenn ich den Wagen wieder abholen darf!« Der fein säuberlich eingedeckte Servierwagen bietet ein ansprechendes Bild. Alles vorhanden, was zum guten Roomservice gehört: Brotkorb, salzige Butter, Menagen, Blume, Stoffserviette und ein Abräumhinweis. Die Tischdecke ist sauber, der Wagen selbst – naja.

Das Tatar unter der Cloche ist auf geröstetem, noch lauwarmem Brot angerichtet, die üppige Portion schmackhaft, für meinen Geschmack jedoch mit zu viel Kapern und Sardellen bestückt. Die Brotauswahl mit Baguette, einem Mohn- und zwei Körnerbrötchen vermag nicht zu begeistern. Umso mehr das hübsch mit einer Orchideenblüte dekorierte Schokotörtchen. Nur leider wurde es ja gleichzeitig mit dem Hauptgang serviert und ist deshalb schon kalt, als ich mich ihm widmen kann. Dafür hat sich das dazu gereichte Eis aus Frankfurter Grüner Sauce zwischenzeitlich erwärmt und verflüssigt. Geschmacklich ist es – gelinde gesagt – gewöhnungsbedürftig.

Hoteltest: gut

22:10 Uhr: Autoren-Bar

Am späten Abend ist der Lounge-Bereich der »Autoren«-Bar verwaist. Jetzt zieht es die Gäste mehr in den hinteren Teil des Raumes, in die klassische Bar. Hier dominieren Mahagoniholz und gemusterte Tapeten, Ölgemälde, Wandteppiche und Bücher hinter Glas. Das Licht ist gedämpft, die Musik ebenfalls, und das Leder der bequemen Halbsessel hat genau den richtigen Abnutzungsgrad. Schade, dass es keinen klassischen Bartresen mit Hockern gibt.

Ein energisch wirkender, mit französischem Akzent sprechender Barkeeper räumt den Tisch, an den ich mich gesetzt habe, ab, macht ihn sauber und erkundigt sich nach meinen Wünschen. Etwas Herb-Frisches auf Gin-Basis? Der Herr schlägt Gin Fizz oder Gin Basil Smash vor. Letzteren mag ich gerne. Weil der aber nicht im Barmenü steht, muss der Barmann erst »schauen, ob wir Basilikum haben«. Als er dann wenig später aus dem Back Office kommt, geht sein Daumen hoch.

Apropos Back Office: Die Automatiktür gibt bei jedem Öffnen den Blick frei auf eine sehr unansehnliche, braune, stark zerkratzte Fläche. Kein schöner Anblick, der sich mit einem Anstrich im Handumdrehen verbessern ließe. Mein Drink ist gut gemixt, dazu erhalte ich kleine Glaskaraffen mit Wasabinüssen und Rauchmandeln. Auch sie sind sehr lecker. Doch der Durst, den sie machen (sollen), wird nicht gestillt. Mein geleertes Glas bleibt so lange unbemerkt, bis ich die Rechnung erbitte.

Hoteltest: sehr gut

Schuhputzservice

Endlich einmal nicht nur leidlich geputzte, sondern glänzend gewienerte Schuhe. Dem unsichtbaren guten Geist ein herzliches Dankeschön.

Hoteltest: sehr gut

Di, 24/01, 07:55 / 09:40 Uhr: Frühstücksbuffet

Gefrühstückt wird im Restaurant »Hofgarten«, einem großen, nahezu tageslichtlosen Raum mit Speisesaal-Ambiente. »Sie haben bestimmt eine Zimmernummer für mich«, behauptet die Dame am Stehpult vor dem Eingang. Ich hätte sogar einen Namen für sie. Die Zeitungsauswahl ist auf »Frankfurter Rundschau« und »FAZ« begrenzt, im Saal herrscht geschäftiges Treiben.

Es ist laut, voll, die Tische sind eng gestellt, die Atmosphäre lädt nicht zum gemütlichen Frühstücken ein. Soll sie vermutlich auch nicht, wenn hier bei voll besetztem Haus über 400 Gäste durchgeschleust werden müssen. Die Tische sind nur mit Tischsets eingedeckt, die Blumendeko beschämend spärlich.

Den Smoothie, den mir eine junge Mitarbeiterin unaufgefordert bringt, kann sie nicht genau erklären (»Ananas, Kokos und ich glaube Banane«). Nach einem Kaffee und etwas Obst verabschiede ich mich zum Yoga und setze mein Frühstück anderthalb Stunden später fort. Da ist es schon deutlich ruhiger im Raum – und die Smoothies sind anscheinend alle.

Am Buffet fällt eine gewisse Diskrepanz auf: Während ein Teil des Angebots als überdurchschnittlich vielfältig und von sehr guter Qualität bezeichnet werden kann, präsentiert sich ein anderer Teil von Umfang und Qualität her eher bescheiden. So kann der Gast für den Preis von 39 Euro aus einer beachtlichen Anzahl warmer Speisen wählen, neben Eiern, Würstchen, Speck und Tomaten stehen auch Reis Congee, Chicken Curry Malaysia, Foul Medammas (ein arabisches Gericht aus Saubohnen), marinierter Lachs mit Soja und Misosuppe bereit.

Frische Eierspeisen bereitet ein Koch am Front Cooking Buffet zu, zudem gibt es Waffeln mit Ahornsirup und Vanillesauce. Sehr gut schmecken Auberginenmousse und Couscous-Salat, der angemachte Feta und das Pesto, das zu Cocktailtomaten mit Mozzarellabällchen gereicht wird. Das Birchermüsli erweist sich als stark rosinenlastig. Als ordentlich darf die Fischauswahl gelten mit Räucherfisch, mariniertem und geräuchertem Lachs sowie einem Shrimpssalat, auch wenn Letzterer um diese Uhrzeit nicht mehr ganz fangrisch aussieht.

Das Käse- und Wurstsortiment hingegen kommt über Standard nicht hinaus – es gibt nicht einmal einen anständigen Schinken. Regelrecht dürftig erscheint die Brotauswahl, und das in einem Land, in dem täglich über 300 verschiedene Brotsorten gebacken werden. Im Steigenberger Frankfurter Hof gibt es nur zwei Sorten aufgeschnittenes Graubrot, Baguette sowie zweierlei kleine Brötchen, die ganz offensichtlich im Haus aufgebacken wurden.

Toast, Knäcke und ein »Fitness-Haferbrot« sind nur abgepackt zu haben, frisches Vollkornbrot, Schwarzbrot und Brezeln suche ich vergebens. Stattdessen ergänzen Croissants, Fertig-Blätterteigteilchen und Mini-Muffins das spärliche Angebot. Marmelade wird ausschließlich in Portionsgläsern angeboten, Honig direkt aus der Wabe.

Erfreulich dagegen die Getränkeauswahl: Der erkältete Gast freut sich über heißes Ingwerwasser; für den Kreislaufanschub liegt Sekt im Kühler. Bei den als frisch gepresst bezeichneten Orangen- und Grapefruitsäften handelt es sich um gute Direktsäfte, des Weiteren stehen Kiwi- und Maracujasaft, Wasser und dreierlei Milch (zwei Fettstufen und Sojamilch) zur Verfügung. Mein Milchkaffee kommt in einer zu kleinen Tasse, ist aber heiß und von guter Qualität.

Beim grünen Tee habe ich die Auswahl zwischen Morgentau und Green Leaf. Letzterer wird ohne Ablageschale und ohne Teatimer serviert. Als ich bei der Bedienung nachfrage, meint diese: »Der kann schon raus!« Ein Porridge, das ich beim Front Cook bestelle, wird auftragsgemäß zubereitet und mit einer hübschen  Johannisbeerranke verziert. Leider vergisst man mir einen Löffel dazu zu reichen.

Hoteltest: befridigend

08:30 Uhr: Yoga

Feroze Khan könnte einem Bollywood Film entsprungen sein. Der charismatische Inder mit den pechschwarzen Augen und strahlend weißen Zähnen ist eine echte Erscheinung. Er gibt Yogakurse in Brüssel und Frankfurt, unterrichtet Europa-Parlamentarier, Wolfgang Joop und jetzt auch mich. Ein Kursangebot dieser Güte ist ein Pfund, mit dem das Hotel-Spa wuchern kann. Schade nur, dass es keine adäquaten Räumlichkeiten dafür gibt.

Anscheinend musste ein Behandlungsraum weichen, um ein paar Quadratmeter Platz für drei bis vier Bewegungsfreudige zu schaffen. Egal – ich bin an diesem Morgen die Einzige, die dieses Angebot wahrnimmt und erhalte für nur 25 Euro ein Personal Yoga Training, das mich nachhaltig begeistert. Wo ich überall an meinem Körper Muskeln habe, spüre ich Tage später.

Hoteltest: sehr gut

Housekeeping / Remake

Nur das Nötigste wurde erledigt, sprich: das, was am meisten ins Auge fällt. Also im Zimmer das ordentlich gemachte Bett und im Bad die Dusche, der Waschtisch und die frischen Handtücher. Auch die Gästekosmetika wurden großzügig aufgefüllt. Doch weder hat die löchrige Bettdecke die Housekeeper gestört noch wurden der Boden gesaugt und die Möbel abgewischt.

Im Bad liegt nach wie vor ein dickes Haarbüschel auf dem Boden – direkt über einem fetten Body Lotion Fleck. Der Zahnputzbecher wurde nicht gespült, die Fingerabdrücke auf dem Kosmetikspiegel nicht beseitigt und die UV-Markierungen, die ich an der Toilette angebracht habe, sind noch komplett vorhanden. Das bedeutet, dass nicht einmal die Toilettenbrille abgewischt wurde.

Hoteltest: mangelhaft

Message-Transfer

Während ich frühstücke, wird an der Rezeption ein wichtiger Anruf für mich entgegengenommen. Die Nachricht erwartet mich bei meiner Rückkehr in einem roten Umschlag auf dem Boden hinter der Zimmertür. Sie wurde korrekt notiert, die Uhrzeit des Anrufs jedoch um zehn Minuten nach hinten »verschoben« und der Name des Anrufers nicht ganz korrekt wiedergegeben.

Hoteltest: sehr gut

Sicherheit

Brandschutzbestimmungen, Fluchttreppenhäuser, Fluchtpläne, Notbeleuchtung, Feuerlöscher – alles vorschriftsmäßig. Auch meine Zimmernummer erfährt ein Anrufer nicht. Ich selbst jedoch erhalte am Empfang eine Inforechnung, ohne dafür auch nur meinen Namen nennen zu müssen. Und wie es der Zufall will, treiben genau zur Zeit meines Aufenthaltes Trickdiebe in Frankfurter Hotels ihr Unwesen.

Über das wunderschöne Treppenhaus und die Aufzüge käme ein solcher auch spielend leicht auf die Etagen des Frankfurter Hofs. Dort könnte er von den auf den Housekeepingwagen ausliegenden Listen die Namen der Gäste erfahren. Er könnte sich nun als ein solcher ausgeben und sich »sein« Zimmer öffnen lassen – doch in der Realität geht es noch viel einfacher. Einem der schwarzgekleideten Housekeeper, der kein Deutsch spricht, deute ich auf die Zimmertür und mache die Handbewegung des Aufschließens. Und Sesam öffne dich – bin ich drin.

Hoteltest: mangelhaft

Front Office / Concierge

Ob Concierge oder Rezeptionsteam – ich werde von jedem, den ich anspreche, und bei jedem meiner Anliegen ausgesprochen herzlich und zuvorkommend bedient. Ob zu warmer Kühlschrank oder Brillenputztuch, ob Medikament aus der Apotheke oder eine bestimmte Ausstellung, alles wird schnell und bestens erledigt. Fast alles. Dass ich in der zweiten Nacht Besuch bekomme, hat Herr D. vom Empfang dem Housekeeping nicht weitergegeben; ich muss also nochmals ums »Aufbetten« bitten.

Hoteltest: sehr gut

Öffentliche Bereiche

Eine abendliche Runde ermöglicht den Blick auf die mit Licht gekonnt in Szene gesetzte noble Fassade. Von außen ist der Frankfurter Hof ein echter Hingucker. Doch auch im Inneren des traditionsreichen Luxushotels wirkt alles stilvoll – und dort, wo es abgenutzt ist, stilvoll abgenutzt. Zum Beispiel die Aufzüge, über denen hübsch altmodisch ein Zeiger auf einem Messingblatt die Stockwerke anzeigt. Eine Sinfonie in Crème die Lobby, prachtvoll das Treppenhaus mit seinen breiten Gobelins.

Gemütlich sitzt man in der Bücher Lounge, wobei: Was nutzen die vielen schönen Bücher, wenn man sie nicht aufs Zimmer mitnehmen darf? Und eines muss dann doch gesagt werden: Je weiter weg man sich von den repräsentativen Räumen im Erdgeschoss bewegt, umso mehr Defizite werden augenscheinlich.

Auf den Zimmerfluren beispielsweise sind die Böden nicht gut gesaugt und bei etlichen Deckenlampen die Leuchtmittel defekt. In den öffentlichen Toiletten gibt es weder schöne Blumenarrangements noch Frottee-Handtücher, besondere Seife oder Handcreme. Die Seifenspender wackeln. Und bei den regelmäßigen Checks durch das Housekeeping wird zwar das Toilettenpapier immer wieder fein säuberlich gefaltet, die Toiletten selbst werden aber keineswegs gereinigt.

Hoteltest: gut

Spa

Da baut man mit immensem Aufwand ein 1.000 Quadratmeter großes Spa ins Gebäude – und dann ein solcher Patzer! Doch der Reihe nach: Schönes Holz, edler Stein und ein ausgefallenes Lichtkonzept zeichnen die Innenarchitektur des 2013 eröffneten »THE SPA« aus: Ein schicker Nassbereich, noble Behandlungsräume, exklusive Treatments und sogar ein Gentlemens’ Barber Shop zeugen von Luxus.

Auch ohne Pool ist man angetreten, um laut Homepage »der zentrale Anlaufpunkt für Wellness in Frankfurt zu werden«. Doch ich sehe mich um und beginne zu rechnen. 300 Zimmer hat das Haus, 26 Spinde gibt es für Day Spa-Gäste – und wie viele Ruheliegen stehen im Saunabereich zur Verfügung? Genau eine. Mittendrin. Ich kann es kaum glauben und frage am Empfang nach. Doch es stimmt: Zum Ruhen stehen nur diese eine Liege sowie eine Wärmebank und vier geflieste Wärmeliegen zur Verfügung.

Dabei weiß doch jeder Saunagänger, dass man nach dem Saunieren eher kühl ruhen sollte. Und dass ein abgeschlossener Ruheraum als absolutes »Must have« in einem Saunabereich gilt. Bei allem Respekt: Das ist ein großes Manko in diesem durchgestylten Spa. Dazu gesellen sich aber auch noch ein paar kleinere: Der einzelne Schlauch im sichelförmigen Dampfbad reicht nicht weit genug, um damit die ganze Bank abzuspritzen.

Die tropischen Erlebnisduschen verdienen diesen Namen nicht, da sie lediglich das Farblicht wechseln. Und Haken sind Mangelware im Saunabereich – in unmittelbarer Nähe der Duschen gibt es überhaupt keine. Ohne Fehl und Tadel präsentiert sich hingegen das separat gelegene Gym, das über Tageslicht und Frischluft verfügt, mit acht Ergometern und mehreren Muskeltrainern von Technogym sehr gut ausgestattet ist und mit Handtüchern, Wasser, Obst und aussagekräftigen Nutzungsregeln allen gängigen Vorgaben entspricht. Nur dass die leichteste Kurzhantel acht Kilogramm wiegt, erstaunt dann doch ein wenig.

Hoteltest: gut

17:30 Uhr: Spa-Treatment / Hamam

Ich freue mich auf die traditionelle Seifenwaschung. Und als ich G. sehe, noch mehr. Die junge Behandlerin strahlt so viel Lebensfreude und Herzlichkeit aus, dass ich stante pede in den Entspannungsmodus versetzt werde. Orientalisches Ambiente, warmer Wasserdampf, duftender Seifenschaum und das kräftige Peeling mit dem Rubbelhandschuh tun ein Übriges, dass ich die Welt vergesse.

Für 99 Euro ist G. eine gute Stunde mit mir beschäftigt und ich fühle mich anschließend porentief rein. Nur hätte ich vielleicht nicht auf so festem Druck bestehen sollen – mein Rücken sieht aus, als hätte ich mich selbst gegeißelt.

Hoteltest: sehr gut

Turndownservice 2. Abend

Als ich auf sein Klingeln hin die Tür öffne, drückt mir der Housekeeper freundlich lächelnd ein Fläschchen Wasser in die Hand. Er hofft wohl, sich so den Turndownservice zu sparen. Ich bitte ihn jedoch um 20 Uhr wiederzukommen. Das verspricht der schwarzgekleidete junge Mann zwar radebrechend, er tut es aber nicht.

Hoteltest: ungenügend

19:45 Uhr: Restaurant »Breeze by lebua«

»OSCAR’s« Café-Bar-Restaurant und das mit einem Michelin-Stern gekrönte Restaurant »Français« sind feste Institutionen in der Frankfurter Gastronomie. Mein besonderes Interesse hat jedoch beim Durchstöbern der Homepage das jüngste Outlet des Frankfurter Hofs geweckt, das »Breeze by lebua«, welches mit panasiatischer Fusionsküche wirbt.

Ein 30-Sekunden-Videoclip in atemberaubenden Stakkato macht mich vollends neugierig. Wird schon das »Mutterrestaurant« in Bangkok zu den zehn innovativsten Restaurants der Welt gezählt, so hat es auch die Frankfurter Dependance gleich nach Eröffnung 2015 zum »spannendsten Newcomer der Stadt« gebracht (»Frankfurt geht aus«).

Dass das Restaurant zwar im Hotel angesiedelt ist, aber nicht zu diesem gehört, erfahre ich erst beim Check-out. Aus der Homepage geht dies nicht hervor. Doch tut es der Hotelwertung im Test keinen Abbruch, im Gegenteil. Der Besuch im »Breeze by lebua« ist für mich das Highlight meines zweitägigen Aufenthalts.

Tief in den Katakomben des Hotels gelegen, hat das Restaurant ein Ambiente, das seinesgleichen sucht. Teils Bar, teils Club, teils Restaurant – tageslichtlos werden schwarz-steinerne Gewölbe golden bestrahlt, führen lackierte Holzstege über beleuchtete Wasserbecken, vorbei an opulenten Orchideen-Beeten.

Ein DJ legt auf, ein »Mixologe« zaubert an der Bar die aberwitzigsten Kreationen, verschwiegene Nischen und kommunikative Sitzbänke geben Raum für intime Dinner oder die Freundesrunde. Ein ebenso ausgefallenes wie gelungenes Konzept, das scheinbar bestens funktioniert. Meine Begleitung und ich werden von Restaurantmanager K. locker wie alte Freunde empfangen und an die Bar begleitet.

Dort nehmen wir zwei fulminante Cocktailkreationen zu uns, plaudern ein Weilchen mit Chefbarkeeper Z. und werden schließlich zu unserem Tisch geführt. Ein junger Servicemann berät uns gekonnt bei der Auswahl von Speisen und Getränken.

Es folgt ein mehrgängiges Aromenspektakel von Süß und Sauer, Scharf und Fruchtig, Nussig und Kräuterig, ein Entensalat mit Pinien- und Granatapfelkernen, Grapefruit und Pflaumensauce und der knusprigsten Entenbrust, die ich je gegessen habe, eine butterzarte Hochrippe vom Rind mit wildem Yaan-Pfeffer und delikatestem Süßkartoffelpüree, ein in Honig marinierter schwarzer Seehecht mit Spinat, Pilzen und Trüffelsauce sowie die Breeze Signature Hakka Nudeln mit Hummer, Riesengarnele und Jakobsmuschel.

Den süßen Abschluss bildet eine bildschöne Komposition aus Schokoladen-Semifreddo, Passionsfruchtgel, Schokoladen-Microcake und dem ebenso trendigen wie köstlichen Yuzu-Sorbet. Ein Menü für Auge und Gaumen gleichermaßen, dessen Genuss nur dadurch etwas geschmälert wird, dass die Gänge genauso stakkatomäßig hintereinander weg serviert werden, wie man sie im Videoclip zubereitet sah. Fazit: ein kulinarisches Erlebnis der Extraklasse, das dem Begriff Event-Gastronomie neues Leben einhaucht. Gekostet hat es 131,50 Euro, ist aber definitiv jeden Cent wert.

Hoteltest: sehr gut

Mi, 25/01, 07:14 Uhr: Zimmerfrühstück

Mit einem scheuen Lächeln und auf die Minute pünktlich schiebt der Zimmerkellner den Servierwagen durch die Tür. Das »Vitality«-Zimmerfrühstück kostet 28 Euro plus acht Euro Servicezuschlag. Dafür bekomme ich dreierlei verpacktes Brot, zwei Vollkornbrötchen, Geflügelwurst, Birchermüsli, körnigen Frischkäse, etwas aufgeschnittenes Obst, Kaffee und einen als frisch gepresst deklarierten Orangen-Direktsaft. Alles appetitlich präsentiert, aber nicht preiswert.

Hoteltest: sehr gut

07:45 Uhr: Weckruf

Ich werde namentlich angesprochen und erfahre die Uhrzeit. »Sie wollten gerne geweckt werden«, sagt die weibliche Stimme um 7:45 Uhr ins Telefon. »Ja«, antworte ich, »allerdings vor einer Stunde.« »Oh«, sagt die Stimme hörbar betroffen, »das tut mir sehr leid.«

Hoteltest: ungenügend

10:45 Uhr: Check-out

Gut, dass ich es nicht eilig habe. Fast eine Dreiviertelstunde dauert es vom Start des Check-outs bis zu dem Moment, an dem ich endlich in meinem Wagen sitze. Es scheint ein ungewöhnliches Anliegen zu sein, die Einzelbelege zur Rechnung mitnehmen zu wollen; Herr R. muss sie erst langwierig zusammensuchen.

Dabei verliert er jedoch weder Geduld noch Höflichkeit und ich bemühe mich es ihm gleich zu tun. Schließlich ist alles beisammen, die Parkgebühr aufgebucht und die Rechnung bezahlt (1.187,61 Euro). Herr R. erkundigt sich freundlich danach, ob mein Aufenthalt angenehm verlaufen sei und bedankt sich für das Trinkgeld. Einem Pagen drückt Herr R. 40 Euro für das Auslösen meines Autos sowie die Autoschlüssel in die Hand.

Der Page gibt den Auftrag weiter an den Portier, der in Richtung Parkhaus entschwindet. Fast eine Viertelstunde ist das Portiersdesk nun verwaist und ich muss im zugigen Eingang warten. Endlich hält mein Wagen in der zweiten Reihe. »Ich musste eine große Runde drehen, um wieder hierherzukommen«, entschuldigt sich der Portier und lädt meine Koffer ein. Dann wünscht er mir eine gute Heimreise.

Hoteltest: gut

Lost & Found

Der Modeschmuck ist gefunden worden. Leicht genervt bietet die Hausdame an, ihn mir zuzuschicken – das Porto gehe allerdings per Kreditkarte zu meinen Lasten. In welcher Höhe die Kosten liegen, kann sie nicht sagen.

Als ich ankündige, den Schmuck dann lieber abholen zu lassen, freut sich die Hausdame hörbar – eine Arbeit weniger. Lieblos in einen Briefumschlag gesteckt, darauf die Zimmernummer – so nimmt der Abholer das Armband an der Rezeption in Empfang.

Hoteltest: gut

Bilanz

Das Steigenberger Hotel Frankfurter Hof und das Grand Hotel Hessischer Hof gelten als Urgesteine der Frankfurter Fünf-Sterne-Hotellerie. Mit millionenschweren Sanierungen haben sich beide Häuser auf kommende Herausforderungen vorbereitet. Doch die Luxus-Luft in der Main-Metropole wird dünner. Newcomer wie das Sofitel Frankfurt Opera schicken sich an, den Platzhirschen das Revier streitig zu machen.

Da wird es den Verantwortlichen im Frankfurter Hof nicht gefallen, dass der Tophotel Test »nur« ein glattes »Gut« als Ergebnis erzielte. Doch während das Haus mit seiner vielseitigen Gastronomie, den serviceorientierten Mitarbeitern und vielen Details punkten konnte, war es einmal mehr – wie in so vielen Hotels – das Housekeeping, das eine indiskutable Leistung zeigte und die Wertung gewaltig nach unten zog. Wer sich laut Hotelvideo als »eines der besten Hotels der Welt« bezeichnet, muss sich diese Kritik gefallen lassen.

Gesamteindruck: 70% | Testurteil: gut

100-81 sehr gut;   80-61 gut;   60-41 befriedigend;   40-21 mangelhaft; 20-0 ungenügend. Der Gesamteindruck ist nicht das arithmetische Mittel; die Check-Bereiche sind unterschiedlich gewertet!