Einkaufsgenossenschaft HGK meldet Rekordjahr und feiert in Münster

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HGK-Vorstand und -Aufsichtsrat 2024 nach den Wahlen: (von links) Hans-Ulrich Kauderer, Dorothee Eckes, Gerald Pütter, Karin Krings, Hans-Hubert Imhoff, Suzann Heinemann, Bastian Heiser, Bernd Voss und Urban Uttenweiler. © Brit Glocke

Geschäftsbilanz, Netzwerk-Event und Preisverleihung: Bei der Generalversammlung der Einkaufsgenossenschaft war einiges geboten. Die höchste Bonusausschüttung seit Bestehen sorgte für zusätzliche Freude. Kritik übte der Vorstand an überbordender Bürokratie.

Inspiration, Einblicke und Impulse – hieß es beim diesjährigen Treffen der HGK-Community am 27. Mai in Münster. Die Einkaufs- und Dienstleistungskooperation für die Hospitality-Branche mit Sitz in Hannover hatte ihre Mitglieder zur jährlichen Generalversammlung mit HGK-Convention und Gala-Abend in die Messe und Congress Centrum Halle Münsterland geladen, 600 Gäste kamen.

Das Veranstaltungskonzept, das seit 2007 als Feinschmecker-Empfang mit Kongress, Generalversammlung und Feier etabliert wurde, bekam in diesem Jahr zudem eine Auffrischung verpasst: Weniger Vorträge, dafür mehr Hausmesse und die Bühne als zentraler Ankerpunkt in der Mitte des Geschehens. Das Thema Netzwerken, so das Anliegen, sollte so noch mehr Raum bekommen.

Lernen vom Extremsportler

Für Inspiration in wirtschaftlich unwägbaren Zeiten sorgte der Unternehmer und frühere Extremsportler Jochen Schweizer. Mit einer Keynote über seinen Lebensweg und seine Karriere gab der 67-Jährige unter anderem Einblick in die Lehren, die er aus seinem Werdegang gezogen hat.

Unternehmertum: Impulse von Jochen Schweizer

„Wir sind Unternehmer unseres eigenen Lebens, also Lebensunternehmer“, sagt Motivationsredner Jochen Schweizer. Wer etwas erreichen wolle, müsse auch durch Unsicherheiten gehen, denn Chancen und Risiken würden einander bedingen. Der Umgang mit dem Scheitern sei dabei nicht zuletzt eine Frage der inneren Haltung, er selbst habe gelernt: „Es gibt kein Scheitern, es gibt nur neue Situationen und Herausforderungen.“

Doch ohne einen ersten Schritt können weitere nicht folgen. Für den ersten Schritt brauche es zugleich stets ein gewisses Maß an Leichtigkeit, aber nicht Leichtfertigkeit. Wer glaube, dass Ideen die Welt verändern, fragte Schweizer ins HGK-Publikum, um dann selbst zu antworten: Nicht die Ideen seien es, die veränderten, sondern das ins Handeln kommen, das auf eine Idee folge. „Nur der Gehende schafft den Weg“, so Schweizer. „Nur wenn sie Handeln, kommen sie auf den Weg.“

Leadership bedeute momentan vor allem „Krisenship“. Auch hier gelte es ins Handeln zu kommen, betonte Schweizer. Wer negative Erfahrungen gemacht habe, solle versuchen, diese mit Erlebnissen zu überschreiben, die ihn wieder zu sich selbst zurückbringen, eine Art „Reset“ quasi. Resilienztechniken seien gefragt.

Er selbst sei nach dem Verkauf seiner Erlebnisgutscheinplattform im Jahr 2017 in ein tiefes Loch gefallen, gewährte Schweizer Einblick. So habe er auch den Unterschied zwischen „erfolgreich sein“ und „sich erfolgreich fühlen“ gelernt, und wie wichtig, ein wertegeleitetes Leben und wertegeleitete Ziele seien. „Es gilt das Leben und seine Entscheidungen an den eigenen Grundwerten zu orientieren“, betonte er. Die größte Freiheit sei zugleich die emotionale Freiheit, doch dafür müsse man sich auch selbst verzeihen können. Nicht zuletzt gehörten zum Erfolg stets das eigene Streben und der richtige Zeitpunkt. Ersteres habe jeder selbst in der Hand, für zweiteres brauche es auch ein Quäntchen Glück.

Über Jochen Schweizer: Als Gründer der gleichnamigen Unternehmensgruppe etablierte der Extremsportler, Abenteurer, Autor und Motivationsredner eine digitale Erlebnisgutscheinplattform auf dem deutschen Markt, die er 2017 an ProSiebenSat.1 Media verkaufte. Jochen Schweizer war zudem als Investor in der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ bei Vox zu sehen und betreibt heute die Erlebniswelt Jochen Schweizer Arena in Taufkirchen bei München.

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    Keynote zur HGK-Convention: Unternehmer und Extremsportler Jochen Schweizer über die Lehren, die er aus seinem Werdegang gezogen hat.
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    Die diesjährige HGK Generalversammlung mit Hausmesse und Abendgala fand diesmal im Messe und Congress Centrum Halle Münsterland in Münster statt.
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    Neuer Auftritt: Die Bühne für das Messeprogramm wurde erstmals in die Hallenmitte verlegt.

Geschäftsbilanz, Aufsichtsratswahl und laufende Projekte

Im Zeichen von Geschäftsbilanz, Aufsichtsratswahl und laufenden Projekte stand die Generalversammlung am Nachmittag. „Das Commitment unserer Mitglieder hat dazu beigetragen, dass die HGK auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2023 zurückblicken kann“, resümierte Dr. Urban Uttenweiler, Vorstandsvorsitzender der HGK, in seinem Bericht über das vergangene Geschäftsjahr, das erstmals nicht mehr von der Corona-Pandemie beeinflusst wurde. „Wir sind eine Gemeinschaft mit hervorragend geführten Mitgliedsbetrieben, die etwas unternehmen, auch wenn die Fahrt durch schwere See geht. Unsere Ergebnisse aus 2023 bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Zudem sei es der HGK gelungen, trotz herausfordernder wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen, Preissteigerungen entgegenzuwirken.

Laut aktuellem Geschäftsbericht schließt die Einkaufs- und Dienstleistungskooperation das Jahr 2023 mit der höchsten jemals ausgeschütteten Netto-Rückvergütung seit Bestehen ab. Der Rekordbonus beträgt rund 4,8 Mio. Euro und stieg um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Rekordausschüttung enthalten sind ein Sonderbonus für Einkaufsgruppen sowie erstmals ein Digitalbonus, den die HGK zusätzlich verdoppelt. Auch beim zentralverrechneten Umsatz wurde die Rekordmarke geknackt: mit einer Steigerung von mehr als 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr und auch um 13 Prozent gegenüber 2019 auf 525 Mio. Euro. Die Mitgliederzahl stieg auf 3213 Mitgliedsbetriebe, der bislang höchste Stand.

Uttenweiler: „Flughöhe statt Micro Management“

Trotz aller positiven Entwicklung betonte Uttenweiler: „Ohne starke Wirtschaft geht es nicht“ und mahnte zugleich zur Aufrechterhaltung von Demokratie, Sicherheit und Klimaschutz.

Außerdem kritisierte er, dass der Standort Deutschland angesichts überbordender Bürokratie und Überregulierung inzwischen das Schlusslicht in Europa bilde und forderte „Flughöhe statt Micro Management“, damit sich Unternehmertum entfalten und mithalten könne. Zuversicht gebe ihm die Tatsache, dass es letztlich immer wieder die Unternehmer selbst seien, die den Unterschied machten, so Uttenweiler: „Unsere Mitgliedsbetriebe sind sehr tüchtig und führen ihre Betriebe verantwortungsvoll.“

Forderung nach weniger Bürokratie

„Die Dehoga-Publikation ‚Rezepte für den Bürokratieabbau‘ zeigt auf, dass ein typisches mittelständisches Unternehmen im Gastgewerbe allein 14 Stunden pro Woche arbeitet, nur um Bürokratiepflichten zu er­füllen.“

Ergänzend appellierte der HGK-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Hubert Imhoff an die Mitglieder mehr Mut und mehr Selbstbewusstsein für höhere Preise an den Tag zu legen. „Wir müssen gemeinsam viel konsequenter für die Wertschätzung unserer Dienstleistungen eintreten und uns in der (lokalpolitischen) Öffentlichkeit viel aktiver für unsere Branche und Belange engagieren“, sagte er.

Projekte & Ziele: „Daran arbeiten wir“

Darüber hinaus präsentierte HGK-Vorstand Uttenweiler künftige Projekte und Strategien, darunter bessere Einkaufskonditionen, wie die exklusive Metro-Tiefpreisaktion, die für HGK-Mitglieder bis Jahresende gilt, oder das Entstehen einer vierten Einkaufsgruppe im Sauerland.

Ein großer Schwerpunkt gilt der Digitalisierung. So will die HGK in den nächsten zwei Jahren nicht nur 2 Mio. Euro in die IT-Infrastruktur – etwa Back-up-Systeme, KI-Lösungen und E-Rechnung – investieren, sondern ihre Position im Bereich digitaler Lösungen weiter ausbauen. Mehr als 1300 Betriebe nutzten bereits das Kreditoren-Managementsystem HGK-BackOffice. Die Bestellplattform HGK-AllOrder mit nunmehr 900 Nutzern habe wiederum einen Anstieg der Bestellungen um das Zweieinhalbfache seit 2020 verzeichnet. Jedes zweite Mitglied arbeite mittlerweile mit einer digitalen Lösung der HGK.

Zudem profitieren die Mitglieder erstmals von einem Digitalbonus für alle über das System generierten, zentralregulierten Bestellungen. Wachsendes Interesse habe auch das Business-Intelligence-System HGK-ChefsCockpit verbucht, das umfassende Kennzahlen aus allen Unternehmensbereichen liefert und eine zentrale und sichere Planung erleichtert, so Uttenweiler. „Gerade in Zeiten hohen Kostendrucks und der wieder auf 19 Prozent gestiegenen Mehrwertsteuer erkennen immer mehr Betriebe, wie wichtig eine profunde, zahlenbasierte Unterstützung bei täglichen Unternehmensentscheidungen ist.“

Erweitert hat die HGK auch ihre Beratungs- und Betreuungsleistungen bei Renovierung und Modernisierung sowie im Online-Marketing. Mit dem Unternehmen Bachhuber Contract aus Bad Birnbach steht den Mitgliedern ein weiterer Partner für die Renovierung von Zimmern, Bädern und öffentlichen Bereichen zur Seite. Mit dem Angebot HGK-Online Website ermöglicht die HGK ihren Mitgliedern zudem, einen professionellen Internetauftritt zu realisieren – ohne umfangreiches technisches Know-how oder große Budgets.

Ferner sollen Networking, Erfahrungsaustausch und nachhaltiges Wirtschaften künftig eine noch größere Rolle in der HGK-Community spielen, unter anderem mit den bewährten Formaten wie den HGK-TrendTouren und dem HGK-Future-Day, der am 16. September in Düsseldorf stattfindet.

Zwei Wiederwahlen & eine Neubesetzung

Bei den ebenfalls im Rahmen der Generalversammlung anstehenden turnusmäßigen Wahlen zum Aufsichtsrat wurden Suzann Heinemann, Schlosshotel Blankenburg (Harz), und Karin Krings, Hotel Goldenes Rad in Ulm, in ihren Ämtern bestätigt. Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurde Bastian Heiser, Hotel Schloss Romrod und Hotel Villa Raab in Alsfeld. Erich Kaul, Tank- und Rastanlage Neckarburg Ost, wurde nach sechsjähriger Amtszeit aus dem Aufsichtsrat verabschiedet.

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Läuteten den Gala-Abend ein: HGK-Vorstandsvorsitzender Urban Uttenweiler (rechts) und Moderator René Kindermann. - © Brit Glocke

Darüber hinaus im HGK-Vorstand und -Aufsichtsrat aktiv sind die Vorstände Urban Uttenweiler und Hans-Ulrich Kauderer (Badhotel Stauferland, Bad Boll) sowie die Aufsichtsräte Dorothee Eckes (Hotel Scheffelhöhe Bruchsal), Bernd Voss (Das Schokoladenhotel, Westerstede), Gerald Pütter (Gastronomie Pütter, Hamburg) und Hans-Hubert Imhoff (Hubert Imhoff GmbH, Essen).

Abendgala: HGK vergibt erstmals Cateringpreis

Den Abschluss der HGK-Convention bildete die große HGK-Gala mit Showprogramm, feierlicher Preisverleihung von insgesamt acht Awards und abschließender Party. „Die Mitglieder sind die Stars des Abends“, verkündete HGK-Vorstand Urban Uttenweiler zur Eröffnung.

Erstmals vergeben wurde der Cateringpreis für nachhaltige Kita- und Schulverpflegung. Der dafür vorgesehene „Goldene Löffel“ ging an Biond aus Kassel (Platz 1), Biologisch by Broich – eine Marke der FPS Catering Düsseldorf (Platz 2) und Opal Catering aus Offenbach (Platz 3). 

Fünf Awards für Nachwuchskräfte

Die Fähigkeiten, das Engagement und die Persönlichkeiten des Branchennachwuchses standen wiederum beim Nachwuchspreis #hospitalityhero by HGK im Mittelpunkt, den die Einkaufsgenossenschaft seit 2016 in Zusammenarbeit mit der Gerhard Günnewig Stiftung vergibt. Auszubildende aus der Hotellerie und Gastronomie konnten sich online zum ersten Mal in fünf Kategorien bewerben.

Laudator Oliver Röder, Präsident der JRE-Jeunes Restaurateurs Deutschland, zeigte sich hoffnungsvoll angesichts der „jungen Talente, die mir ihrer Passion die Awards“ bestritten hätten. Die fünf Preisträger gehörten klar zur „Nachwuchselite“, betonte er. Auch auf die oft geübte Kritik an der Gen Z nahm Röder Bezug und konnte diese nicht bestätigen: „In den vergangenen Jahren habe ich sensationelle junge Leute kennengelernt“, so der JRE-Chef. Er appellierte, alles daran zu setzen, diese jungen Mitarbeiter auf ihrem Weg „mitzunehmen“ und zu fördern. Das gehe nicht ohne gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Bei der diesjährigen Preisvergabe hatte der weibliche Branchennachwuchs eindeutig die Nase vorn. Der Award in fünf Kategorien ging an:

#allrounder: Emily George, Althoff Grandhotel Schloss Bensberg
#feelgoodmanager: Kristina Zyranov, Hotel Bülow Palais Dresden
#businesstalent: Hannah Schneider, Hotel Fritz Lauterbad
#servicestar: Isabella Wörle, The Charles Hotel, a Rocco Forte Hotel, München
#masterofcuisine: Philine Heinze, Romantik Hotel Walhalla

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    HGK, Hospitalityhero, #hospitalityhero
    © HGK/Matthias Merz
    Verleihung HGK-Hospitalityhero 2024: (von links) Urban Uttenweiler (Vorstandsvorsitzender HGK), Emily George (Althoff Grandhotel Schloss Bensberg), Hannah Schneider (Hotel Fritz Lauterbad), Kristina Zyranov (Hotel Bülow Palais), Isabella Wörle (The Charles Hotel, a Rocco Forte Hotel), Philine Heinze (Romantik Hotel Walhalla), Hardy R.Voges (Vorstand Gerhard Günnewig Stiftun) und Oliver Röder (Präsident JRE-Jeunes Restaurateurs Deutschland).
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    HGK, Cateringaward
    © HGK/Matthias Merz
    Verleihung Cateringaward 2024: (von links) Hans-Hubert Imhoff, (HGK-Aufsichtsratsvorsitzender), Michael Polster (Deutsches Netzwerk Schulverpflegung), Claus Meinen und Ursula Broich-Brüster (Biologisch by Broich, eine Marke der FPS Catering GmbH & Co. KG), Martin Schiffter (Biond GmbH) und Marie Dorothée Schiffter, Michael Roder und Michael Meyer (Opal Catering GmbH), Urban Uttenweiler (HGK-Vorstandsvorsitzender).

Sonderpreis: Zum Praktikum zu Tobias Bätz

Die Kochauszubildende Philine Heinze durfte sich zugleich über einen Sonderpreis freuen, da es JRE-Chef Oliver Röder ein Anliegen war die „Keimzelle Küche“ noch einmal besonders zu würdigen und zu unterstützen. Für Heinze bedeutet das ein Praktikum bei „einem Kollegen, der die deutsche Kulinarik noch einmal neu erfindet“, machte es Röder spannend. Die Rede ist von Spitzenkoch Tobias Bätz aus Wirsberg, der dort gemeinsam mit TV-­Koch Alexander Herrmann das Restaurant „Aura“ im Romantik Posthotel Herrmann und die Experimentierküche „Future Lab Anima“ aufgebaut hat.

Die Bewerbungsfrist für den #hospitalityhero 2025 ist bereits angelaufen. Interessierte Azubis können sich noch bis zum Frühjahr 2025 bewerben. Und auch der Termin für die nächste HGK-Convention steht bereits: Diese wird am 16. Juni 2025 in Würzburg stattfinden.

HGK

Mit über 3.200 Mitgliedsbetrieben zählt die HGK zu Deutschlands führenden Einkaufs- und Dienstleistungskooperationen für die Hospitality-Branche. Zu ihren Mitgliedern und Kunden zählen Hotels, Restaurantbetriebe, Freizeit- und Verkehrsgastronomie, Caterer sowie karitative und soziale Einrichtungen.