Die positiven Eigenschaften der Getränke inspirieren immer mehr Coffeeshops zu spannenden Konzepten. Sie verbinden gesunde Speisen, mit persönlichen Gästekontakt und kunstvollem Design.
Kaffee oder Tee? Das ist fast immer die erste Frage. Die Wahl der Gäste fällt einer Umfrage des Internetportals Idealo zufolge meist auf den Kaffee. Single Origin Bohnen und feine Blends sind gefragt. Doch laut dem Tee Report 2023 des Verbands für Deutschen Tee und Kräutertee waren die vergangenen Jahre auch gute Teejahre – Tendenz weiter steigend. Demzufolge wurden hierzulande pro Kopf rund 70 Liter getrunken, davon rund 41 Liter Kräuter- und Früchtetees und fast 28 Liter Schwarz- und Grüntees. Nach Corona sei auch der Verbrauch in der Gastronomie wieder angestiegen. Trotz erhöhter Preise seien Bio-Tees weiterhin stark gefragt. Mischungen und Neuheiten wie Cold Brews und Functional Teas gewinnen an Bedeutung.
Klassiker wie Pfefferminze, Kamille und Fenchel sind nach wie vor stabil gefragt. Vor allem Tees sind mit ihren positiven Eigenschaften bei den Gästen beliebt. Auch Kaffee kann sich positiv auf den Körper auswirken. Diese Gesundheitsaspekte von Kaffee und Tee stehen im Mitte Oktober eröffneten „Elias Coffee Shop“ im Hotel Almanac Palais in Wien im Mittelpunkt. Elias Schnee, Head of Architecture bei Almanac und Namensgeber für das Café, und F&B Director Stepan Marhoul betonen, dass zum Konzept ein Menü und ein Ernährungsprogramm gehören, das in Zusammenarbeit mit Ernährungsexperten entwickelt wurde. „Um sicherzustellen, dass die Gerichte nicht nur für Genuss sorgen, sondern auch gesund sind, wurden sie für die fünf Bedürfnisse eines Tageszyklus abgestimmt.“ Die fünf Kategorien heißen Think, Energize, Defend, Recover und Chill.
Heißgetränke als Immunbooster
In gemütlichem Ambiente gibt es für die Gäste außer Kaffees daher eine Auswahl an Getränken und Speisen, die guten Geschmack und gesunde Lebensweise miteinander kombinieren. Zubereitet werden Smoothies und Shakes, aber auch Wraps, Salate und Brownies. Die Zutaten werden so zusammengestellt, dass sie sich positiv auf den Körper auswirken. So könnten Getränke und Speisen helfen, die Vitalität zu fördern, das Immunsystem zu stärken und die Muskulatur aufzubauen, so die Betreiber. Wissenschaftlern zufolge wirkt sich zum Beispiel das im Kaffee enthaltene Koffein positiv auf den Stoffwechsel der Leber aus. Kaffee in Maßen sorge für ein geringeres Risiko an Herz- und Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen. Im Elias Coffee Shop soll den Gästen außerdem schmackhaft gemacht werden, wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit hochwertigen Zutaten aussehen kann.
Entschleunigung und Nachhaltigkeit spielen auf dem Hofgut Hafnerleiten in der Nähe von Bad Birnbach eine wichtige Rolle. Das spiegelt sich auch im Kaffee-Angebot des Hoteldorfs wieder. Inhaber Erwin Rückerl ist Barista und Coffeologe. „Wenn Gäste Näheres wissen möchten, dürfen sie zu mir an die Kaffeemaschine kommen“, sagt Rückerl. Außerdem gibt der Gastgeber Barista-Kurse, in denen er zeigt, worauf man bei der Kaffee-Zubereitung achten sollte. Frühere Teilnehmer seiner Barista-Kurse dürfen an die Kaffeemaschine gehen und ihr Wissen in Begleitung der Mitarbeitenden wiederauffrischen.
Barista-Kurse für die Gäste
Seine Gäste nimmt er auch mit in die Röstereien in der Region. Von ihnen erhält er seinen Kaffee. „Diese Röstereien sind sehr klein und sehr individuell“, sagt der Barista, „und wir arbeiten eng zusammen.“ Zwei Kaffeesorten bezieht Rückerl für sein Hotel. Einmal für das Frühstück eine Medium-Röstung aus Brasilien. Als Espresso-Kaffee serviert er zurzeit einen äthiopischen Kaffee aus verschiedenen Ernten. Rückerl legt Wert auf reichhaltige Mischungen aus verschiedenen reinsortigen Arabicas, sagt er, und entscheidet sich gern für Kaffeespezialitäten.
Futuristisch wird Kaffee im „Geshary Coffee Shop“ in Tokio präsentiert. Das Design des Coffee Shops hat der japanische Architekt Takeda Katsuya entwickelt, der seit 20 Jahren in Italien lebt und arbeitet. Das Café liegt im Zentrum von Tokio und hat fünf Etagen, auf denen die Geschichte der Kaffeeproduktion vorgestellt wird, von der Plantage bis zur Tasse. Erzählt wird, wie der Geisha-Kaffee hergestellt wird. Diese Kaffeesorte verkauft das japanische Unternehmen Geshary. Der Coffeeshop basiert auf dem Konzept eines Kaffeeparadieses. Jede Etage hat ein eigenes Design, das sich in den Materialien, Farben und Einrichtungsgegenständen widerspiegelt. Der Eingangsbereich im Erdgeschoss ist so gestaltet, dass dort die Geschichte des „Terroirs“ erzählt wird.
Kaffee auf allen Etagen
Auf einer Videowand können die Gäste die Terroir-Umgebung sehen. Eine Theke aus grünem Marmor erinnert an die Plantagen. Der weiße Steinboden hat Einsätze, die Kaffeebohnen ähneln und so den Boden der Plantage darstellen. Im Eingangsbereich stellt eine Trennwand aus weißem Metall mit einem „Wasserfall“-Effekt den großen Wasserfall Nauyaca in Costa Rica dar. Im ersten Stock tauchen die Gäste in die Felder der Kaffeeplantagen ein. Das Grün der Kaffeepflanzen ist hier die vorherrschende Farbe.
Der zweite Stock ist vom Fermentationsprozess inspiriert: In dem Raum stehen lange, markante Tische. Der Grund: Während der Fermentation werden die Kaffeebohnen auf einem langen Tisch, dem so genannten „afrikanischen Bett“, platziert und sortiert. Darauf wird der Kaffee getrocknet und veredelt. Die dritte Etage des Cafés widmet sich dem Röstprozess. Eine Wand mit verschiedenen Materialien stellt das Röstlabor dar. Die Räume im vierten Stock können die Gäste für private Verkostungen buchen, und dabei auch Kaffee kaufen. Dort finden sich auch Originalmöbel aus Costa Rica, zum Beispiel ein Verkostungstisch, der aus einem früheren Kutschenrad angefertigt wurde. Der Geshary Coffee Shop soll so zu einem Bezugspunkt und Treffpunkt für Kaffeeliebhaber in der Großstadt werden.
Zu einer Teezeit auf Italienisch lädt das Restaurant „Ribelli“ im 25hours Hotel in Wien ein. Zur „Cucina popolare“, wie sie die Italiener nennen, werden Tee, Kuchen und Fladenbrote serviert, sagt der General Manager des Hotels, Martin Schrödl: „Mit der Tea Time Italiano wollen wir ein italienisches Afterwork der anderen Art bieten.“ Die Gäste können aus mehreren Bio-Teesorten wählen.
Das Schlosshotel Kronberg im Taunus hat im Herbst die Tradition des klassischen englischen Afternoon Teas wieder neu belebt. Das Fünfsternehotel hat dafür die historische Kaiserinnen-Suite öffentlich zugänglich gemacht. Die Suite war Anfang des 20. Jahrhunderts Teil der privaten Räume der Kaiserin Victoria Friedrich, die die Tochter von Queen Victoria und Mutter des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II war. Unter dem Motto „Einmal Teetrinken wie die englische Königin“ können Gäste ihren Tee im edlen historischen Ambiente trinken.
Eigene Suite für Tea Time
Der heutige English Afternoon Tea orientiert sich stark am historischen britischen Vorbild. Die Gäste können aus zwölf Teesorten der Premiumlinie der Teemarke Ronnefeldt wählen. Es gibt Spezialitäten von der Etagere: Klassiker wie Scones mit Clotted Cream, Sandwiches und süßes Gebäck aus der hauseigenen Patisserie. Dazu wird ein Glas Lagensekt vom hauseigenen Weingut Prinz von Hessen serviert. Im Anschluss an die Tea Time können die Gäste auch an historischen Schlossführungen teilnehmen.